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Söhne ehemaliger französischer Kriegsgefangener zu Besuch

Empfang für Freunde aus Frankreich in Bad Sulza.


2016 besuchte Paul Raveaud das erste Mal Bad Sulza. Er war auf der Suche nach der Geschichte seines verstorbenen Vaters Louis Raveaud, der vom August 1939 bis zum April 1945 in deutscher Kriegsgefangenschaft war. Am 8. August 1940 kam der Vater im Stammlager der Wehrmacht IX C Bad Sulza an – an demselben Tag wie der spätere Staatspräsident Francois Mitterand übrigens.

Bei seinem Besuch am 21./22. Juni wurde Paul Raveaud von seinem Bruder Alain und ihrem gemeinsamen Freund Bernard Soubrant begleitet, dessen Vater bereits am 7. August 1940 in Bad Sulza eingeliefert wurde. Das Schicksal der beiden Kriegsgefangenen war eng miteinander geknüpft, sie waren beste Freunde, und so sind es auch die Söhne. Paul Raveaud hat die Geschichte dieser Freundschaft in Deutschland in seinem Buch festgehalten, das es inzwischen auch in deutscher Sprache gibt. „Abwesend: 5 Jahre, 7 Monate, 22 Tage“. Besonders schmerzhaft war die Trennung von der Familie an den sechs Weihnachten, die sie ohne einander verbringen mussten.

Die drei Besucher aus Frankreich wurden herzlich von ihrer mittlerweile guten Bekannten Marion Schneider aus Auerstedt begrüßt. Gemeinsam mit Historikern, die die Geschichte des Stalag IX A Ziegenhain und des Stalag IX B Bad Orb erforschen, wird eine gemeinsame Ausstellung geplant. Grundlage dafür ist die Erfassung der vorhandenen Dokumente, was derzeit geschieht. Der nächste Besuch soll im September stattfinden.

Der Empfang des Bürgermeisters Dirk Schütze direkt am Freibad in Bad Sulza, wo der Gedenkstein an das ehemalige Lager steht, war ein bewegender Moment. In der mitfühlenden Rede des Bürgermeisters und durch die in französisch und deutsch gesungenen Lieder der Jenaer Musikerin Corinna Gehre war es für alle Beteiligten ein unvergessliches Erlebnis, das den gemeinsamen Willen der Freundschaft beider Länder zum Ausdruck brachte.

Marion Schneider