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Freundschaftlich verbunden

Wiederbelebte Partnerschaft: Auerstedt besucht Savigny sur Orge.

Die Doppelschlacht von Jena und Auerstedt am 14. Oktober 1806 gilt neben der „Dreikaiserschlacht“ von Austerlitz im damaligen Österreich 1805 als der wichtigste militärische Erfolg des französischen Kaisers Napoleon. Insgesamt standen sich in den beiden Schlachten vor den Toren der thüringischen Universitätsstadt und im etwa 25 Kilometer weiter nördlich gelegenen Auerstedt 240.000 Soldaten der verfeindeten Mächte Preußen und Frankreich gegenüber.

In Auerstedt traf die von Marschall Nicolas Davout geführte dritte Division der französischen Armee mit 27.300 Soldaten auf das nahezu doppelt so starke preußische Hauptheer mit 50.000 Soldaten. In beiden Schlachten wurden mindestens 30.000 bis 35.000 Soldaten getötet oder verwundet, mehr als 10.000 Preußen gerieten in Gefangenschaft. Unter den Schlachtverlierern waren auch die späteren preußischen Heeresreformer Gerhard von Scharnhorst und Graf Neidhardt von Gneisenau.

Marschall Davout (1770-1823), der als großer Sieger aus dieser Schlacht hervorging und somit die Herrschaft über Auerstedt erlangte, durfte sich ab 1808 mit dem Titel Herzog von Auerstedt schmücken.

Der 200. Todestag des Herzogs und die entsprechende Einladung des Bürgermeisters bewegte die Auerstedter, mit einer Delegation von etwa 40 Einwohnern an den Gedenkfeierlichkeiten für den bedeutenden Marschall Davout am 3. und 4. Juni 2023 in Savigny sur Orge teilzunehmen. In dem heute 37.000 Einwohner zählenden Ort vor den Toren der französischen Hauptstadt Paris wirkte der Feldherr zu Lebzeiten auch als Bürgermeister und residierte auf der Burg von Savigny. Ihm und seiner Frau fühlt sich der Ort noch heute in Dankbarkeit verpflichtet.

Das an den Flüssen Orge und Yvette liegende Savigny sur Orge, einst ein bescheidenes und idyllisches Dorf, präsentiert sich heute als lebendige Stadt mit 17 Schulen, drei Kindergärten, fünf Sporthallen, einem Museum, einer Musikhochschule, Parks, Wohnungen für ältere und behinderte Menschen und einer Stadthalle. Und doch hat sich der verkehrstechnisch hervorragend an Paris angebundene Ort seinen ländlichen Charme, vor allem unmittelbar um das Schloss, ein Stück weit bewahrt.

Der warmherzige Empfang der Einwohner für unsere Auerstedter Delegation, das Kennenlernen, das gemeinsame Singen, Klatschen, Feiern und die Teilnahme an den verschiedenen Feierlichkeiten hat uns alle sehr beeindruckt. Es ist durchaus nicht selbstverständlich, dass sich Menschen aus Ländern, deren Völker sich einst feindlich gegenüberstanden und deren Soldaten sich auf dem Schlachtfeld gegenseitig niedermetzelten und Häuser sowie Ortschaften brandschatzten, heute freundschaftlich und herzlich verbunden sind und gemeinsame Kontakte pflegen.

„Eigene Vergangenheit nicht isoliert betrachten”

Auch der frühere Thüringer Ministerpräsident Dieter Althaus bezeichnete in seiner Funktion als Schirmherr über das deutsch-französische Jahr 2006 diese Form der Völkerverständigung als keine Selbstverständlichkeit: „Schließlich hat es viele Schlachten und zwei Weltkriege gedauert, bis aus Deutschen und Franzosen, bis aus früheren Erbfeinden Freunde geworden sind. Mehr noch. Das Duo Deutschland-Frankreich ist zum Motor der europäischen Einigung geworden. In diesem Sinne stellt das deutsch-französische Jahr nicht nur eine deutliche Absage an einen gefährlichen Nationalismus dar, sondern vor allem den Versuch, die eigene Vergangenheit nicht isoliert zu betrachten, sondern als Teil einer gemeinsamen europäischen Geschichte.”

„Schließlich hat es viele Schlachten und zwei Weltkriege gedauert, bis aus Deutschen und Franzosen, bis aus früheren Erbfeinden Freunde geworden sind.”

Dieter Althaus, Thüringer Ministerpräsident von 2003 bis 2009

Das 500-Seelen-Dorf Auerstedt fühlte sich 2006 in besonderem Maße verpflichtet, Akzente der deutsch-französischen Freundschaft zu setzen. Das Schloss in Auerstedt diente dem preußisch-sächsischen Heer 1806 als Hauptquartier. Heute befinden sich dort ein Museum und eine historische Gedenkstätte.

Das Jahr 2006 begründete schließlich auch die Partnerschaft von Auerstedt mit Savigny sur Orge. In Veranstaltungen mit französischen Vertreterinnen und Vertretern der Stadt und Mitgliedern der Familie Davout wurden neue, herzliche Freundschaftsbeziehungen geknüpft.

Mit der Partnergemeinde Savigny Sur Orge gab es auch danach einen regen Austausch. Deutsche und französische Studenten drehten sogar einen gemeinsamen Episoden-Film, der 2006 unter dem Titel „Auerworld Zeitreisen“ im MDR ausgestrahlt wurde. 

Seitdem trat eine Pause in den Beziehungen beider Ortschaften ein. Nun sind sie wieder erwacht. Das zeigte sich bei den herzlichen Begegnungen in diesen Junitagen.

Der Auerstedter Ortschaftsbürgermeister Kay Kirsche zeigte sich zum Abschluss der Reise sehr erfreut: „Das Wichtigste für mich ist, dass wir unsere Partnerschaft nach einigen Jahren der Ruhephase wiederbeleben konnten. Es ist unheimlich schön, dass dies auf beiderseitigem Interesse beruht und es war angenehm zu erleben, wie der Bürgermeister, aber auch die Vereinsmitglieder Savignys in Frankreich auf uns eingegangen sind. Wir sind uns einig geworden, auch weiterhin unsere Partnerschaft zu beleben. Es war ein sehr, sehr schönes Wochenende, von dem wir viele Eindrücke nach Auerstedt mitnehmen können. Es war einfach nur perfekt.“

Marion Schneider

Etwa 40 Auerstedter machten sich auf die Reise, um am 3. und 4. Juni 2023 an den Gedenkfeierlichkeiten für den bedeutenden Marschall Davout in Savigny sur Orge teilzunehmen.
Fotos: Marion Schneider
Anlässlich des 200. Todestages des Herzogs von Auerstedt legte Ortschaftsbürgermeister Kay Kirsche während der Gedenkfeier in Savigny sur Orge einen Kranz nieder.
Die Traditionsfahne der Gemeinde Auerstedt durfte zu den Feierlichkeiten nicht fehlen.

Zum Thema:

Über das Treffen der Auerstedter Delegation in Savigny sur Orge berichtet auch ein Beitrag auf salve.tv. Der Film ist abrufbar unter nachfolgendem Link:

salve.tv