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Mein Reisetagebuch Russland – Mongolei

Sonntag, den 7. Juli 2024

45. Reisetag

Bei Kilometerstand 20.553 und 19 Grad sind wir um 7 Uhr von Tulon losgefahren. Tulon ist eine Kleinstadt von etwa 50.000 Einwohnern, in der es eine wunderschöne orthodoxe Kirche gibt, die wir allerdings weder besuchen noch fotografieren konnten, weil wir es zu eilig hatten. Wir wollten bis Krasnojarsk kommen – und das sind noch etwa 600 Kilometer!

Ich habe wieder etliche Fotos gemacht. Es ist festzuhalten, dass es auf der Strecke immer wieder Landwirtschaft gab, allerdings von Tulon aus dann immer weniger und stattdessen sehr, sehr viel Wald. Mindestens 40 Prozent der Strecke fuhren wir durch Wald.

Sehr viel Wald an der Strecke

Um die Mittagszeit erfolgte die Zeitumstellung und somit war aus 11.40 Uhr plötzlich 10.40 Uhr geworden. Wir hatten also eine Stunde Zeit dazugewonnen. Zu dieser Uhrzeit hatten wir alle Grundarten des Wetters erlebt; Nebel, hellster Sonnenschein, Bewölkung, vollständige graue Bewölkung und jetzt um die Mittagszeit gerade Regen.

Es gibt nicht viele Raststätten an der Strecke. Wo es solche gibt, ist ein großer Andrang. Wir zahlten für unser Frühstück 330 Rubel, also etwa 3,30 Euro für drei Spiegeleier, zwei Kaffee und zwei mit Würstchen gefüllte kleine Brötchen. Schwarzer Kaffee heißt hier Americano und ich trinke immer Cappuccino, das verstehen dann fast alle.

In Russland fahren die Lkws auch am Sonntag, allerdings haben sie überall auch festgelegte Rastzeiten. Somit war auch am Sonntag großer Verkehr – und nicht nur das. Auch alle anderen arbeiteten, zum Beispiel die Straßen-Bauarbeiter oder die Landwirte – oder natürlich die Bahnwärter, denn auf der Strecke, die wir nun befuhren, kreuzte die Bahn mehrfach und wir mussten auch mehrfach länger warten. Wir waren 60 Minuten wegen eines Bahnübergangs in der Warteschlange. Der glückliche Zufall wollte es, dass wir das erste Auto waren, das halten musste und so konnten wir den Streckenverlauf gut beobachten.

Warten am Bahnübergang

Die Schranke ist als Stopp auf der Bundesstraße nicht ausreichend. Es wurden auch Eisensperren aus der Straße gefahren, und es kam zum einen ein Güterzug und dann noch ein Personenzug. 

Jetzt noch zwei exemplarische Fotos für die Arbeit am Sonntag. Diese vollzog sich an der gesamten Strecke. Allerdings bleiben die Geschäfte am Sonntag größtenteils geschlossen.

Die Vielzahl an Bauarbeiten, die wir hier in Russland sehen, ist enorm. Dafür werden viele Arbeitskräfte benötigt. Vieles wird auch noch ohne maschinellen Einsatz erledigt. So gibt es beispielsweise die lebenden Ampeln am Anfang und am Ende einer Baustelle. 

Menschen ersetzen Ampeln.

Was wir sehen, sind gigantische Investitionen in die Infrastruktur des Landes. Dem steht ein Krieg diametral entgegen, denn es werden ganz offensichtlich alle Arbeitskräfte für den Ausbau des Landes gebraucht.

Gegen 17 Uhr kamen wir in unserem Hotel Krasnojarsk an, welches uns einen wunderbaren Ausblick auf den Fluss Jenissei offenbarte. 

Wir erlebten noch zwei weitere wunderbare Überraschungen. Zum einen befindet sich direkt neben dem Hotel ein Glockenspiel, das zur vollen Stunde wunderschöne Klänge von sich gibt, die an Big Ben erinnern. Zum Zweiten begannen um 21 Uhr – es war ja Sonntag – die Wasserspiele. Sie dauerten eine ganze Stunde und begeisterten eine große Menge von Menschen. Insofern war an Nachtruhe natürlich noch nicht zu denken, zumal es noch sehr hell war und sich das Ganze direkt unter unserem Fenster ereignete.

Samstag, den 6. Juli 2024

44. Reisetag

Wir waren für 9 Uhr bei Nikolaj und Olga zum Frühstück eingeladen. Silvan hatte ja dort übernachtet. Wir haben als kleines Dankeschön einen Blumenstrauß gekauft und sind sehr beeindruckt, dass etliche der Blumenläden 24 Stunden geöffnet haben. Überhaupt stellten wir fest, dass Blumen im russischen Leben eine große Rolle spielen.

Wir sind pünktlich da und dürfen die wunderbaren russischen Pfannkuchen zusammen mit „Smetana“ (etwas dickere Saure Sahne) und anderen Köstlichkeiten wie Marmelade und Honig verkosten. Eines ist sicher, sie machen wirklich satt und schmecken hervorragend.

Dieses Abschiedsfoto hat Nataly, die Tochter von Nikolaj und Olga, für uns gemacht.
Abfahrt gegen Mittag

Es gab noch vieles, über das wir reden wollten und mussten und so sind wir erst genau gegen Mittag losgefahren. Der Abschied fiel uns wirklich schwer und wir sind überzeugt und unbedingt gewillt, uns wiederzusehen.

Losgefahren sind wir bei Kilometerstand 20.149 und 23 Grad Celsius. Unsere Richtung ist Krasnojarsk. Auf der Fahrt von Irkutsk kamen wir auch an einem großen Metro-Geschäft vorbei. Allerdings waren nicht viele Pkws auf dem Parkplatz. Wir wissen also nicht, ob die Firma hier noch das Geschäft betreibt.

Bei der Ausfahrt in Irkutsk kommen wir an einem großen Metro-Geschäft vorbei.

Das Wetter war bewölkt und klarte erst etwa 90 Minuten später wieder auf. Wir kommen an typischen ländlichen Häusern vorbei und an Denkmalen, wie man sie hier vielerorts findet. In Russland wird, wie wir immer wieder sehen und erleben konnten, das Gedenken an die Zeit ab der Oktoberrevolution besonders gepflegt, insbesondere das Gedenken an die Opfer des Zweiten Weltkriegs, welcher hier Großer Vaterländischer Krieg genannt wird.

Typische ländliche Häuser
Denkmale gibt es vielerorts.

Bei Kilometerstand 20.518 kreuzt die transsibirische Eisenbahn unsere Schnellstraße. Durch die hohe Dichte des Zugverkehrs beträgt die Wartezeit für uns auf der Straße fast eine Stunde. Es kommen immer nur ganz wenige Fahrzeuge über die Schiene, bevor sich diese wieder schließt, weil eben so viele Züge verkehren.

Hier noch einige typische Fotos der Landschaft und ihrer Besiedlung auf dem Weg zwischen Irkutsk und Krasnojarsk. Ihr seht auch interessante Wolkenbilder und Wetterumschwünge. Auf unserem Weg hat sich das Wetter mehrmals geändert. Wenn Wolken über den Feldern sind, erscheinen die Farben auch wesentlich dunkler als wenn die Sonne direkt auf sie scheint. Dies ist bei den Bildern ebenfalls zu sehen.

So sieht man, dass Landwirtschaft betrieben wird und dass die Felder verschieden bewachsen sind.

Großes Glück hatten wir mit einer Ferienunterkunft in Tulon.

Wir übernachteten in Tulon und hatten aus purem Zufall großes Glück, hier eine perfekte Ferienunterkunft zu finden, als wir um 19.30 Uhr einfuhren.

Freitag, den 5. Juli 2024

43. Reisetag

Ein Tag in Irkutsk

Wir haben im Hotel Atlas übernachtet und erkunden nach unserem Frühstück die Stadt. Was mir am meisten in Erinnerung bleiben wird, ist die Gedenkstätte der ewigen Flamme (Memorial Eternal Flame), eine Gedenkstätte an die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs. Sie erinnert an die großen Opfer, die die Stadt Irkutsk zur Verteidigung ihres Landes und der Befreiung Europas vom Faschismus erbracht hat.

An der Gedenktafel ist folgendes in Russisch zu lesen:

„Das Land Irkutsk schickte 200.000 seiner Söhne und Töchter an die Front des Großen vaterländischen Krieges. 100.000 von ihnen kehrten nicht zurück.“

Gedenkstätte der ewigen Flamme

Diese Gedenkstätte erinnerte mich an die Bitte des damaligen Präsidenten Gorbatschow, doch keine Denkmäler niederzureißen, wenn die Zeiten sich ändern würden. Das war ihm ein großes Anliegen, und wenn man durch Russland reist, versteht man es auch. Überall, selbst in den kleinsten Städten und in entlegenen Orten, befinden sich Gedenkstätten für die Gefallenen im Zweiten Weltkrieg.

Auf unserem Stadtrundgang begegneten wir auch den Kirchengebäuden von Irkutsk, darunter eine erst kürzlich errichtete katholische Kirche, ein besonders schönes Bauwerk.

Historisches Museum: Ein schneller Gang durch die Geschichte.

Zum Abschluss des Tages gönnten wir uns noch einen Früchtetee, den wir hier in Russland sehr zu schätzen gelernt haben. Es werden in ihm frische Früchte verschiedenster Art zu einem delikaten Getränk zusammengebraut, immer phantasievoll, in der Regel mindestens ein halber Liter und wenn man nicht alleine ist mit mehreren Tassen.

Donnerstag, den 4. Juli 2024

42. Reisetag

Um 10 Uhr bei Kilometerstand 19.890 und 25 Grad Celsius von Arschan aus losgefahren. Unser Ziel heißt Irkutsk, die Hauptstadt der russischen Oblast Irkutsk, Ostsibirien.

Irkutsk hat etwa 600.000 Einwohner und liegt an der transsibirischen Eisenbahn. Die Metropole wurde erst im 17. Jahrhundert gegründet und entwickelte sich bis zum Jahr 1900 zu einem „Paris Sibiriens“.

Vorher besuchen wir aber noch den Ort Vyshka. Dort gibt es Methanquellen, und diese haben die Ortschaft zu einem kleinen Kur-Paradies entwickelt. Wir besuchen die Methanduschen und entdecken auch zwei Badeeinrichtungen, ein überdachtes Bad und ein Freibad, beide von den heißen Quellen von Vyshka gespeist. Unter den Methanduschen soll man nur 15 Minuten verweilen, da ihre Wirkung intensiv ist.

Die Methanduschen von Vyshka
Eingang zum Hallenbad
Das überdachte Bad ist gut besucht.
Freibad in Vyshka
Der Badestrand am Fluss Irkut
Letzte Blicke auf den Baikalsee

Auf dem Weg nach Irkutsk werfen wir noch letzte Blicke auf den Baikalsee, wo wir unsere neuen Freunde in Irkutsk besuchen, die uns zum Abendessen eingeladen haben und bei denen Silvan übernachten wird.

Unsere neuen Freunde aus Irkutsk haben uns zum Abendessen eingeladen.

Mittwoch, den 3. Juli 2024

41. Reisetag

Abfahrt um 9.50 bei Kilometerstand 19.757 und 18 Grad Celsius. Wir fahren zum Kaffee Panorama in Sljudjanka zum Frühstücken. Allerdings ist das Bestellen ohne Sprachkenntnisse nicht so einfach.

Ankunft im Kurort Arschan

Unser nächstes Ziel ist Arschan mit seinen heißen Quellen. Um 13 Uhr kommen wir dort an und sind überwältigt von dem Gedränge in diesem kleinen Ort. Es gibt auch eine Art von ständigem Flohmarkt auf dem Weg zu den Quellen.

Der Weg zu den heißen Quellen führt uns auch an einem ständigen Flohmarkt vorbei.
Das mineralreiche Wasser wird gern mitgenommen, leere Flaschen gibt es an den Ständen zu kaufen.
Sanatorium in Arschan
Das kleine Thermalbad
Empfohlene Badedauer: 15 Minuten

Es ist nicht schwer, ein Hotel zu finden, und so können wir uns nachmittags dem Baden im Thermalwasser widmen. Empfohlen ist das Bad für nur etwa 15 Minuten. Danach wird man tatsächlich sehr müde. Die kleine Badeanstalt liegt hinter dem Sanatorium. Silvan lief noch zum Wasserfall. Nach dem Baden war aber auch er ganz schön müde.

Dienstag, den 2. Juli 2024

40. Reisetag

Abfahrt bei Kilometerstand 19.680 um 10.15 Uhr. Es herrschen 20 Grad und Sonnenschein. Unser Ziel ist der westliche Zipfel des Baikalsees. Wir wollen noch einmal in ihm baden. Kurz nach 12 Uhr haben wir Sljudjanka erreicht. Wir möchten die Kleinstadt gerne etwas näher kennenlernen und machen halt, zumal ganz in der Nähe unser nächster Ort der Übernachtung ist.

Die Kleinstadt Sljudjanka ist unser Reiseziel.
Sljudjanka ist unübersehbar eine Eisenbahnstadt.
Der Ort liegt an der transsibirischen Eisenbahn. Die Baikal-Bahn fährt hier ab.

Sljudjanka gehört schon zum Verwaltungsbezirk (Oblast) Irkutsk und hat etwa 20.000 Einwohner. Erste Besiedlung erfolgte im 17. Jahrhundert. Ihren Namen hat die Stadt nach dem Flüsschen Sljudjanka. Der Ort liegt an der transsibirischen Eisenbahn, und die alte Baikal-Bahn fährt auch hier ab. Insofern hat der Ort eine Identität als Eisenbahnstadt.

Unser Hotel Birtscherskowo liegt direkt am Baikalsee. Allerdings ist der See hier gefühlt noch kälter, und es liegen viele Steine am Ufer. So ist es nicht einfach, hier zu baden.

Hotel Birtscherskowo
Abendessen in der „Golden Yurte“

Nach einem Abendessen in der „Golden Yurte“ erlebe ich am frühen Morgen noch einen schönen Sonnenaufgang.

Faszinierender Sonnenaufgang am Baikalsee

Montag, den 1. Juli 2024

39. Reisetag

Wir fahren bei Kilometerstand 19.425 los in Richtung Westen des Baikalsees. Es herrschen 15 Grad Celsius, die Straßen sind perfekt. Gegen 14 Uhr sind wir bereits bei unserem Ferienort Vydrino angekommen. Diesmal schlafen wir zu Dritt in einer kleinen Hütte im Feriendomizil „On Snezhaya“. Um 16 Uhr brechen wir zu den warmen Seen auf, von denen wir gehört haben. Sie sind im Vergleich zum Baikalsee deutlich wärmer, jedoch mit 18 bis 20 Grad nach unserem Gefühl nicht wirklich warm. Es gibt dort noch zwei weitere Seen in der Anlage. Unser Abendessen nehmen wir in dem dortigen Restaurant ein.

Wir besichtigten eine kleine Kapelle. Schwarze Schwäne und gutes Essen gab es auch.
Abendessen im Restaurant

Bei 19.674 Kilometern und 20 Grad Celsius fahren wir gegen 19.30 Uhr wieder zurück zu unserem Ferienhaus. Wir warten dort bis nach Mitternacht auf unseren neuen Bekannten, den wir an der letzten Grenze kennenlernten. Er ist mit seinem Sohn und einem Mitarbeiter auf dem Weg in die Mongolei. Dort holen sie wöchentlich Gebrauchtwagen aus Japan nach Russland und verkaufen sie dort. Mongolei ist Toyota-Land, und meist sind es Prius, die da kommen, und meist mit Rechtslenkung.

Der Besitzer der Ferienanlage vermisst die westeuropäischen Gäste. Sie waren früher aus aller Herren Länder in großer Zahl bei ihm, sagt er. Die russischen Menschen sind sowieso sehr gastfreundlich und lieben Besucher aus dem Ausland, so mein Eindruck.

Sonntag, den 30. Juni 2024

38. Reisetag

10.30 Uhr Abfahrt bei 27 Grad Celsius und Kilometerstand 19.189. Unser Ziel ist das Tempelgelände Iwolginski Datsan. Es ist ganz offensichtlich, dass hier große Investitionen in die Tempelgebäude und das Anwesen getätigt wurden. Aber es ist eben noch ein jüngeres buddhistisches Kloster, dessen Ausstrahlung bei Weitem nicht die des Klosters in Ulaanbaatar erreichen kann.

Tempelgelände Iwolginski Datsan
Tempelgelände Iwolginski Datsan

Wir fahren jetzt weiter Richtung Baikalsee und machen dann etwa um 16 Uhr ein Picknick am Baikalsee. Silvan hatte bei Google von einer Seebrücke gelesen, und wir hatten sehr viel Glück. Viele Pferde leisteten uns Gesellschaft (eigentlich eher umgekehrt).

Picknick am Baikalsee
Zwei badende Helden bei geschätzten 14 Grad Wassertemperatur

Um 18.30 Uhr erreichen wir bei 31 Grad Celsius und Kilometerstand 19.424 unser Hotel Baikal Holiday. Dort baden und schwimmen die beiden Herren mutig im Baikalsee, und später warten wir auf den Sonnenuntergang. Dabei finden wir noch einen süßen Picknickwagen mit zwei netten Damen, die uns das Warten versüßen. Es wurde aber beim Warten empfindlich kalt!

Etwas Süßes vom Picknickwagen vor dem Warten auf den Sonnenuntergang

Samstag, den 29. Juni 2024

37. Reisetag

Nach dem Frühstück brechen wir um 9.45 Uhr auf, um Ulan-Ude kennenzulernen.

Marion Schneider in Ulan-Ude. Ulan-Ude ist eine Stadt in Russland.
Heute sind wir in Ulan-Ude.
Ulan-Ude ist eine schöne Stadt.

Wir besuchen das burjatisch-historische Museum, das in einer aktuellen Ausstellung auf den derzeitigen Militäreinsatz Russlands in der Ukraine eingeht.

Zunächst widmet sich die Ausstellung dem Zweiten Weltkrieg und dem Einsatz der Burjaten zu dieser Zeit und informiert anschließend über die aktuelle Situation.

Unter dem Titel „Beharrlichkeit, Treue, Mut“ ist dieser Teil der Ausstellung den „Ereignissen der militärischen Sonderoperation und den Aufgaben ihrer Teilnehmer gewidmet“. Die Besucher werden darüber wie folgt informiert: „Am 24. Februar 2022 startete die Russische Föderation eine spezielle Militäroperation zur Entmilitarisierung und Entnazifizierung der Ukraine (SVO). Die Sonderoperation wurde durch die Notwendigkeit verursacht, die russischsprachige Bevölkerung im Südosten der Ukraine vor kultureller und politischer Diskriminierung und militärischer Aggression zu schützen, die seit April 2014 im Donbass unter dem Deckmantel einer Anti-Terror-Operation (ATO) durchgeführt wird, sowie zum Schutz der Russischen Föderation vor einem drohenden Angriff der Streitkräfte der Ukraine (APU).

Der Zweck der Ausstellungen zur Geschichte des Nördlichen Militärbezirks bestand darin, verlässliche Informationen über die Ursachen und Voraussetzungen des Nördlichen Militärbezirks sowie seine wichtigsten Etappen zu liefern und die Erinnerung an die Heldentaten seiner Teilnehmer aufrechtzuerhalten. Am wichtigsten ist es, die wahren Gründe aufzuzeigen, die die Bewohner des Donbass nach dem bewaffneten Putsch in Kiew im Jahr 2014 dazu zwangen, zu den Waffen zu greifen, sowie die historischen Voraussetzungen für den Ausbruch des Konflikts zu ermitteln, der lange vor 2014 entstanden ist.“

Die Ausstellung erzählt in chronologischer Reihenfolge von den „Heldentaten der Soldaten Burjatiens, die am Großen Vaterländischen Krieg und an der Sondermilitäroperation teilgenommen haben“. Die Plakatausstellung basiert auf seltenen Dokumenten, Briefen und Fotografien aus dem „Großen Vaterländischen Krieg“, wie der Zweite Weltkrieg generell in Russland heißt, von 1941 bis 1945, von ihren Familien mit gesammelten Materialien über die Teilnehmer der Sondermilitäroperation und von Freiwilligen, die den Teilnehmern des Nordmilitärbezirks Hilfe leisteten.

In der Ausstellung können sich Besucher ausführlich mit Dokumenten, Fotos, Video- und Audiomaterialien sowie persönlichen Dokumenten vertraut machen.

Nationalmuseum der Republik Burjatien

Das zweite Museum ist das Nationalmuseum der Republik von Burjatien. Hier ist eine Ausstellung dem „BAM-Bau des Jahrhunderts“ gewidmet.

Anlässlich des 50. Jahrestages des Baubeginns des wichtigsten Bauprojekts des Landes, der Baikal-Amur-Magistrale, bereitete das Nationalmuseum der Republik Burjatien mit Unterstützung des Kulturministeriums der Republik Burjatien diese Ausstellung vor.

Die Geschichte des Baus der Baikal-Amur-Magistrale wird aus der Sicht von Augenzeugen von Bauherren, Komsomol-Mitgliedern, Fotografen und Künstlern präsentiert.

Der Bau der Baikal-Amur-Magistrale wird im Nationalmuseum umfangreich dargestellt.

Die BAM wurde im Leben Sibiriens und des Fernen Ostens nicht nur zu einem industriellen und von Menschenhand geschaffenen Ereignis, sondern auch zu einem kulturellen Phänomen: Bekannte und weniger bekannte, junge Künstler aus allen Unionsrepubliken beteiligten sich ebenfalls am Bau der Eisenbahnstrecke. Für sie war es eine Ehrensache, die große Baustelle zu besuchen und dort mitzuarbeiten.

Während des aktiven Baus der BAM entstanden viele Gemälde und unzählige grafische Zeichnungen zu diesem Thema. Künstlerische Werke wurden auf den größten Ausstellungen des Landes präsentiert und füllten den Fonds der Museumssammlungen der Sowjetzeit auf. Der Wert dieser Werke nimmt im Laufe der Jahre zu, da sie eine einzigartige Zeit darstellen, in der Künstler das Bild dieser Epoche zum Ausdruck bringen konnten, wie die Ausstellungsmacher berichten.

Aufgrund einer Empfehlung der Hotelrezeption besuchen wir am Abend das Restaurant Tengis im Plaza Hotel. Dies gestaltet sich zu einem unvergesslichen Erlebnis, denn das Essen schmeckt hervorragend, der Service ist ausgezeichnet und es gibt Livemusik eines Musikers mit dem traditionellen burjatischen Instrument, der Pferdekopfgeige. Zum Abschied erlaubt uns die freundliche Servicekraft, in traditionellen Kostümen einige Fotos zu machen.

Ulan-Ude bei Nacht
Silvan und Marion hüllten sich in traditionelle Kostüme.

Freitag, den 28. Juni 2024

36. Reisetag

An der Grenze.

Noch befinden wir uns in der Mongolei auf dem Weg zur russischen Grenze.

Nach dem Frühstück verabschieden wir uns von Iwana, die zurück nach Ulaanbaatar fährt und von dort nach Deutschland zurückfliegt. Wichtige Arbeiten warten auf sie. Wir möchten gerne unser mongolisches Geld umtauschen, finden jedoch alle Banken verschlossen. Ursache: Es sind nationale Wahlen, und zu einem solchen Anlass sind zwar nicht die Geschäfte, jedoch offensichtlich alle eher offiziellen Stellen nicht verfügbar. Jedoch verhilft uns eine freundliche Schuhverkäuferin, wahrscheinlich die Unternehmerin selbst, zu einem Kontakt, durch den wir die Tugrik noch in Rubel wechseln können.

Eine Schuhverkäuferin hilft uns beim Geldumtauschen.
Unser Lada hat inzwischen ein neues Nummernschild – selbst gebastelt.

Wir sind um 11 Uhr an der Grenze. Um 12.45 Uhr sind wir von mongolischer Seite schon durchkontrolliert. Silvan hat mittlerweile ein neues Nummernschild für uns gebastelt.

Für das Durchfahren an der russischen Grenze erhalten wir nach und nach vier verschiedene Stempel und müssen genauso oft die Pässe vorzeigen. Jeder Stempel wird an einer anderen Stelle vergeben.

Um 13.30 Uhr sind unsere Pässe dann kontrolliert, aber wir müssen weiterhin warten und werden dann erst um 15.45 Uhr einer Befragung unterzogen. Warum wir nach Russland wollen? Als die Befragung vorbei ist, wird klar, dass wir auch noch eine Zollerklärung ausfüllen müssen. Dies dauert noch sehr lange, weil wir insgesamt viermal dazu ansetzen müssen, bis dieses Dokument endlich perfekt ist. Um 17.11 Uhr sind auch die Zollformalitäten erledigt. Bei Kilometerstand 19.020 sind wir dann auf russischer Straße unterwegs.

Wir sind wieder in Russland auf dem Weg nach Ulan-Ude.

Um 20.30 Uhr kommen wir im Hotel Buryatia in Ulan-Ude an, wo wir übernachten. Wir waren Iwana sehr dankbar, dass sie uns ein so schönes Hotel ausgesucht hat.

Meine Eindrücke und Gedanken über die zurückliegenden Tage in der Mongolei habe ich übrigens im Beitrag „Höhe bewirkt etwas!” auf meiner Internetseite zum Ausdruck gebracht.

Donnerstag, den 27. Juni 2024

35. Reisetag

Wir fahren bei Kilometerstand 18.598 um 9.00 Uhr vom Hotel aus los. Die Natur und Landschaft wird jetzt wesentlich grüner und wir treffen auch sehr viel Vieh an, neben, auf und über der Straße, vor allem Rinder, Kühe und Pferde. Es wird ersichtlich, dass hier auch Landwirtschaft betrieben wird.

Landschaft in der Mongolei
Es wird grüner.
Vieh an, neben, auf und über der Straße
Hier wird auch Landwirtschaft betrieben.

Um 13 Uhr sehen wir am Wegesrand plötzlich eine große Menge von Autos und Pferden. Klaus biegt kurzentschlossen ein, und wir fahren unseren Lada mitten unter die Versammelten. Es wird klar, dass es sich hier um ein Pferderennen handelt, und in unseren „Gesprächen“ (per Google Translate) werden wir darüber informiert, dass hier ein Training für den Nationalentscheid stattfindet. Wir werden auch gleich eingeladen, uns einen Wettlauf näher anzuschauen. Reiter sind vor allem Jungen im Alter von etwa sieben bis 14 Jahren, da diese noch leichtgewichtig sind. Ein Mädchen ist dabei.

Training für den Pferderennen-Nationalentscheid

Von einem freundlichen Rechtsanwalt und seinem Kollegen werden wir dann zum Übernachten im Ger beziehungsweise zumindest zu einer Mahlzeit eingeladen. Wir nehmen dankend an und fahren ihnen hinterher. Es gibt Schafsleber in Schafsfett, und vieles erinnert mich an die Jagdgewohnheiten meines Vaters. Es stellt sich heraus, dass der Hausherr auch Jäger ist.

Einladung zu einer Mahlzeit im Ger
Es gibt Schafsleber in Schafsfett.

Wir entscheiden nach dem Imbiss, dass wir weiterfahren, machen aber noch ein Abschiedsfoto zur Erinnerung. Wir hoffen, dass wir unseren neuen Freund Baagii wiedersehen. Über Whatsapp können wir in Verbindung bleiben.

Ein schöner Tag geht zur Neige.
Ein Abschiedsfoto zur Erinnerung
Ankunft im Hotel Selenge in Sükhbaatar

Bei 21 Grad und Kilometerstand 18.933 kommen wir im Hotel Selenge in der Stadt Sükhbaatar an.

Mittwoch, den 26. Juni 2024

34. Reisetag

Heute ist der Tag des Abschieds von Ulaanbaatar angesagt. Unser Lada ist wieder repariert innerhalb von 24 Stunden (Wir sind sehr beeindruckt!) und am nächsten Morgen werden wir gleich nach dem Frühstück Richtung russische Grenze weiterfahren.

Mit Klaus war ich noch bei der deutschen Botschaft, um den Verlust unseres Nummernschildes dokumentieren zu lassen. Dort hat man uns sehr zügig und freundlich behandelt. Silvan und Iwana besuchten noch die Kaschmirfabrik Evseg und Klaus und ich verbrachten den Tag mit einem Stadtbummel.

Defektes Lada-Getriebe
Stadtbummel-Impression
Ulaanbaatar bei Nacht
Ulaanbaatar bei Nacht
Abschied von Albora und Davaasuren

Am letzten Abend nahmen wir ein gemeinsames Abendessen mit unseren beiden unverzichtbaren Helferinnen Albora und Davaasuren, kurz Dava, ein und haben uns für ihre Hilfe bedankt.

Dienstag, den 25. Juni 2024

33. Reisetag

Iwana, Silvan und Marion in Ulaanbaatar
Ein Tag in der mongolischen Hauptstadt Ulaanbaatar

Für diesen Tag haben wir uns einen Besuch der Klosteranlage Gandan im Zentrum von Ulaanbaatar vorgenommen. Wir fahren erstmals mit dem Bus, eine sehr preiswerte Angelegenheit. Bei dieser Gelegenheit möchte ich anmerken, dass Rentner und Rentnerinnen in der Mongolei alle öffentlichen Verkehrsmittel umsonst nutzen können. Sie bekommen außerdem jedes Jahr eine Woche Kur kostenlos und alle zwei Jahre eine umfassende kostenlose Kiefer- und Gebissbehandlung. Das Rentenalter liegt derzeit bei Frauen bei 55 Jahren, 60 Jahren bei Männern.

Wir fahren auf unserer Reise erstmals mit dem Bus.

Der Besuch der Klosteranlage war eindrucksvoll. Im Grunde handelt es sich um ein ganzes Klosterareal mit etlichen Gebäuden und auch Gemäuern, in denen die Mönchen leben. Das Gandan-Kloster ist das größte buddhistische Kloster der Mongolei. In ihm leben etwa 600 Lamas, Klosterschüler und Unterstützer. Ein theologisches Seminar sowie eine Fakultät für Medizin und Astrologie ist in das Kloster integriert.

Besuch im Klosterareal

Auch haben wir eine Werkstatt betreten können, in der alte Schriften, Wandbilder und Textilien restauriert werden. Die Maschinen stammen größtenteils aus Deutschland, wie uns der Werkstattleiter berichtete. Das Gandan-Kloster wurde 1727 gegründet. Die Statue des Bodhisattva Janraisig wurde in den 30er Jahren zur Zeit des Stalinismus abgebaut und möglicherweise eingeschmolzen. Am 26. Oktober 1996 wurde eine neue vergoldete Statue geweiht. Die Statue ist 26,5 Meter hoch und 90 Tonnen schwer. In ihr wurden 2100 Edelsteine, neun Kilogramm Gold, 25 Kilogramm Silber und viele andere Materialien verarbeitet.

Die Statue des Bodhisattva Janraisig ist beeindruckend.

Neu erschaffen wurde der kleine Buddha, der offensichtlich für die buddhistische Unterweisung erschaffen wurde. In dem Schriftstein neben der Statue wird das Beispiel Buddhas angeführt und empfohlen, nur ehrenvolle Handlungen zu vollziehen und sein eigenes Bewusstsein sorgfältig zu bändigen. „Das ist die Lehre des Buddha.“

Der kleine Buddha

Nach dem Klosterbesuch statteten wir dem Kaufhaus „Department Store“ noch einen Besuch ab. Ich zeige Euch hier, dass es in der Mongolei wirklich an nichts fehlt und dass insbesondere die Mädchen eine bevorzugte Kleiderausstattung erhalten.

Department Store

Der Tag endete mit einem Besuch des Zanabazar-Kunstmuseums. Seit das Gebäude errichtet wurde, war es ein Treffpunkt für Reisende, die Ulaanbaatar besuchen. Das wegen seiner Zweistöckigkeit von Weitem zu erkennende weiß leuchtende Gebäude war dann das Hauptquartier der Roten Armee und diente später als eine Manufaktur für verschiedene Waren. Bevor es dann zum Kunstmuseum aufstieg, wurden dort Teppiche gewebt, wie ein Bild aus dem Jahr 1927 beweist.

Zanabazar-Museum
Schamane im Museum

Im Zanabazar-Museum werden Werke von der frühesten Steinzeit bis zur heutigen Zeit präsentiert. Ein Schwerpunkt liegt auf der buddhistischen Kunst. Es finden sich aber auch Bereiche mit Masken und Kostümen, Werkzeugen und Utensilien.

Iwana freut sich auf das Abendessen.

Den Abschluss bildete ein gutes Abendessen im Restaurant „Modern Nomads“ mit Iwana.

Montag, den 24. Juni 2024

32. Reisetag

Die Flagge der Mongolei besteht aus drei Teilen identischer Breite. Die zwei äußeren Teile sind rot und symbolisieren Fortschritt und Wohlstand. Der innere Teil der Flagge ist blau und symbolisiert den unendlichen Himmel. Das Sojombo-Symbol in der Nähe der Fahnenstange ist golden. Es ist das nationale Symbol der Mongolei und ein Schriftzeichen der mongolischen Sojombo-Schrift. Man sieht die Elemente (von oben nach unten):

Flagge der Mongolei

Feuer als Symbol von Wohlstand und Erfolg. Die drei Zungen der Flamme stehen für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Sonne und Mond für den „Vater Himmel“ und die beiden Dreiecke, die nach unten zeigen, stehen für die Niederlage der inneren und äußeren Gegner.

Die inneren Rechtecke stehen für Ehrlichkeit und Gerechtigkeit der Menschen in der Mongolei, egal, ob sie gesellschaftlich oben oder unten stehen, die beiden vertikalen Rechtecke stehen als Festungsmauern für den Zusammenhalt der mongolischen Gesellschaft gemäß dem Sprichwort „Zwei Menschen in Freundschaft sind stärker als Mauern aus Stein“. Die beiden Fische entsprechen dem Jin und Jang-Zeichen, der gegenseitigen Ergänzung von Mann und Frau beziehungsweise im Sozialismus als zwei Fische, die ihre Augen nie schließen als Symbol der Wachsamkeit. (siehe auch Wikipedia).

Das Wappen beziehungsweise Hoheitszeichen der Mongolei basiert auf Lotusblättern, die oft weiße Farbe tragen; die blaue Farbe im Hintergrund symbolisiert den ewigen Himmel. In der Mitte sehen wir das Sojombo-Zeichen und das edle Ross, Zeichen für die Souveränität und Unabhängigkeit und den Geist der Mongolei. Ganz oben sehen wir das Symbol des Chandmani, ein buddhistisches Symbol für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Im unteren Teil sehen wir das Schicksalsrad und das Symbol für Mutter Erde. Am Schicksalsrad sehen wir ein Khatagh, der Schal des Willkommens. 

Blumenstände in der Universitätsstraße

Unser Hotel liegt in der Universitätsstraße. Am Morgen liefen wir dort entlang und waren über die vielen Blumenstände erstaunt, die wir am Wegesrand an dieser doch sehr beliebten Straße vorfanden. Bald klärte sich, um was es sich handelt: Universitätsabschlüsse wurden vergeben und gefeiert. Der ganze Platz vor dem Parlament war gefüllt mit Hochschulabsolventen und ihren Familien, die sich dort auch gerne fotografieren ließen. Die Straßen waren teilweise auch abgesperrt.

Universitätsplatz in Ulaanbaatar
Der Platz vor dem Parlament in Ulaanbaatar war deutlich belebt.
Hochschulabsolventen mit Familien

Wir entdeckten auf unserem Weg dann „The national Heart Galery of Mongolia“., Das Museum wurde 1991 gegründet und zeigt die Kunst der Mongolei an ausgewählten Werken seit dem Jahr 1921, als das Land durch seine Revolution von China unabhängig wurde. Ich kann jetzt nur einige auserwählte Werke zeigen, die mir besonders markant erscheinen.

Eingang von „The national Heart Galery of Mongolia“

Den Besucher empfängt ein Bild von L. Bumandorj. Das Bild heißt „Move 2004“. Für die Ausstellungsmacher wie auch für mich zeigt dieses Bild das Zusammenspiel von Tradition und Moderne in der heutigen Zeit der Mongolei. Deshalb möchte ich es hier vorstellen. 

Außerdem möchte ich zwei Bilder aus der Zeit vor der Demokratischen Revolution 1990 präsentieren, zum einen von Tsembeldorj Myatav „The good old times“ von 1979. Vom gleichen Künstler und aus dem gleichen Jahr gibt es noch ein Bild, das die Anforderungen an die Postbeförderung dieser Zeit in der Mongolei abbildet.

Nun möchte ich auch noch zwei moderne Bilder von 2014 und 2024 vorstellen. Zayasaikhan Saikhansambuu (2023 – Wi-Fi Generation) und Hu Hee Jee. (2014 – Enlargement of Sensation). 

2023 – Wi-Fi Generation
2014 – Enlargement of Sensation

Mir ist wichtig, hier auch zu zeigen, wie die Geschichte der mongolischen Kunst museal schlaglichtartig vermittelt wird, angefangen vom Frühwirken über den sozialistischen Realismus bis zu heute. Dies beginnt mit dem Bild V.I. Lenin von 1922 von Sharav Balduu. Neben dem Bild wird beschrieben, dass der Künstler Sharav ein besonders hohes Ansehen in der Mongolei besaß, weil er traditionelle Darstellungen mit modernen künstlerischen Einflüssen verband. Direkt nach der mongolischen Revolution war die Darstellung von Lenin an sich, verbunden mit den Symbolen der Mongolei, geradezu ein revolutionärer Akt. Es ist die weit verbreitete Auffassung, dass es sich hier um das erste Portrait von Lenin in Asien handelt. 

Darstellung von Lenin mit den Symbolen der Mongolei

Ein wichtiges Werk ist das von Yadamsuren Urjen. Das Bild stammt von 1958 und ist ein wesentliches Motiv, welches auch in Reprints immer wieder zu finden ist. Der Künstler Urjen Yadamsuren malte es 1958 und nannte es „Alter Geschichtenerzähler“. Der Künstler ist Ureinwohner (First People) der Mongolei und kombiniert traditionelle mongolische Methoden mit „Western Painting Perspective“ (westliche Malperspektive). 

Das nachfolgende Bild von Adiya Sengetsokhio habe ich ausgewählt, weil es die in vielen Bildern zu erkennende unglaublich tiefe Bindung des Malers mit der Natur in Form von Tieren, dem Schnee, dem Sand, der Erde oder der Landschaft gut darstellt.

Am Abend besuchten wir die Kulturveranstaltung „Land oft he Sky“ mit traditionellen Tänzen und Gesängen der vielen verschiedenen mongolischen Volksgruppen. 

Operngebäude in Ulaanbaatar
Am Abend stand der Besuch einer Kulturveranstaltung auf dem Programm.

Sonntag, den 23. Juni 2024

31. Reisetag 

Nach langer Zeit waren wir wieder in einem richtigen Hotel untergebracht, dem UB Grand Hotel. Es hat angeblich vier Sterne, in Wirklichkeit jedoch nur drei. Ich war sehr glücklich, jetzt alle Annehmlichkeiten eines „normalen“ Hotels genießen zu können.  Auch das Frühstück war einigermaßen brauchbar mit frischen Sachen wie Gurke, Tomate und Paprika, und es gab auch Ei und Weißbrot.

Ich möchte jetzt doch meinen Kulturschock erwähnen, als wir nach Ulaanbaatar einfuhren und auch, als wir in dem Hotel eincheckten. Hier war eine Stadt, deren Lebensgefühl ich spontan mit dem von News York verglich. Wie konnte das sein, nachdem wir vorher solch weite Gebiete mit einem Nomadenleben erkundet hatten? Das passte für mich in diesem Moment überhaupt nicht zusammen. Wer von Europa mit dem Flugzeug nach Ulaanbaatar kommt, kann diesen krassen Unterschied nicht ermessen. Man findet eine Großstadt vor, die pulsiert und alle Merkmale einer typischen, westlichen Metropole aufweist. Es finden sich auch alle wichtigen Markennamen in Ulaanbaatar wieder. Man muss also wirklich auf gar nichts verzichten, wenn man aus „Der Westen“ kommt. Auch nach der Erfahrung in Russland war dies ein Schock.

Blick auf Ulaanbaatar vom Hotel
Blick aus dem Hotelzimmerfenster auf Ulaanbaatar

Oben seht ihr meinen morgendlichen Blick aus dem Fenster. Wir waren dank Iwana direkt am Parlamentsgebäude und seinem dazugehörigen Park untergebracht. Das Dschingis-Khan-Museum lag nur wenige Schritte von unserem Hotel entfernt. Schon allein deshalb zog es uns magisch an. Es ist das modernste Museum der Mongolei, das im Oktober 2022 nach nur zwei Jahren Bauzeit fertiggestellt und eröffnet wurde. Obwohl doch Sonntag war, arbeiteten die Leute, nicht nur bei der Reinigung der Außenanlagen, sondern auch bei der Reinigung von Fassaden.

Auch am Sonntag wurde gearbeitet.
Eingangstreppe des Dschingis-Khan-Museums
Modu Chanyu war Staatengründer der Mongolei.

Hier sehr Ihr mich an der Eingangstreppe des Dschingis-Khan-Museums, welche genauso viel Eindruck machen soll wie das gesamte Ambiente dieses Gebäudes. Jetzt stelle ich Euch den ersten wichtigen Staatengründer der Mongolei vor: Modu Chanyu  (209-174 v.Chr.) hat die Erkenntnis hinterlassen, dass das Land die Grundlage des Staates ist, welche laut Darstellung des Museums seit dieser Zeit von allen Herrschern im mongolischen Land als Orientierung gilt.

Eingangsbereich des 5. Stockwerks
Karte des Mongolenreichs

Hier der Eingangsbereich des 5. Stockwerkes, welches ganz dem Großreich der Mongolen gewidmet ist. Es wird dargestellt, dass dieses Großreich zu der damaligen Zeit (vor der Entdeckung Amerikas) das größte Reich der Welt war.

Im Museum waren Filme, entweder auf gebogener oder flacher Leinwand zu sehen, die durchliefen. Die Beschreibung erfolgte immer auch in Englisch und somit sind die Filme zumindest für Menschen mit Grundkenntnissen in Englisch nachvollziehbar.

Silvan und Klaus vor dem Nationalen Historischen Museum der Mongolei

Zusammen mit Silvan besuchten wir später noch das „Nationale Historische Museum der Mongolei”. Auf Mongolisch lautet der Name: „Монголын Үндэсний Музей” (Mongolyn Undesnii Muzey). Dieses Museum geht wesentlich detaillierter auf die Entwicklung bis heute ein. Besonders beeindruckt hat mich die Darstellung der Zeit des 20. Jahrhunderts, weil sowohl die Zeit des Kampfes um Unabhängigkeit als auch die Zeit der Demokratischen Revolution, wie sie in der Mongolei benannt wird (in Unterscheidung zur Revolution von 1921, die als Revolution bezeichnet wird), sehr sachlich, objektiv dargestellt wurden. Dies führte mir vor Augen, wie sehr eine solche Darstellung in Deutschland fehlt. Die Zeit in der DDR wird in der Regel mit einer ideologischen Brille dargestellt, was unserer Nation nicht guttut.

Im Museum wird auch die Entwicklung des Landes im 20. Jahrhundert dargestellt.

Ulaanbaatar liegt auf etwa 1.350 Meter Höhe. Obwohl wir ja, wie Ihr nachprüfen könnt, noch viel höhere Lagen erlebten, war es mir in Ulaanbaatar zwei Tage lang schwindelig. Woran das liegt, weiß ich nicht. Ich sah kurzzeitig sogar doppelt. Später hatte ich mich daran gewöhnt.

Ulaanbaatar hat etwa 1,5 Millionen Einwohner. Dies ist fast die Hälfte der Bevölkerung der Mongolei, welche mehr als 3,4 Millionen Einwohner aufweist (Schätzung 2023).

Abends in Ulaanbaatar

Abends verführten wir Silvan, der scharfes Essen eigentlich nicht mag, dazu, mit uns in ein indisches Restaurant zu gehen (bei Tripadvisor auf Platz 2). Es war ein schönes Erlebnis. 

Samstag, den 22. Juni 2024

30. Reisetag

Um 9.15 Uhr haben wir uns von der liebenswürdigen Gastgeberfamilie des Khorgo-Camps verabschiedet und fahren nun schon routiniert in alter Ordnung: Klaus und Silvan im Lada, der hinten auf der Ladefläche steht, Iwana als offizielle Beifahrerin und ich hinter ihr und Ashnai, unserem Lkw-Fahrer, halb liegend auf dem Schlafplatz. Wir sind dafür gut gerüstet, denn das Frühstück war gut und wir konnten uns waschen und duschen.

Eindrücke von unserer Strecke
Landschaft mit Tieren in der Mongolei auf der Fahrt nach Ulaanbaatar

Wir fahren in Richtung Charchorin, der früheren Hauptstadt der Mongolei, die damals Karakorum hieß.

Zur Mittagszeit gab es eine Rast an einem Hotel mit Restaurant. Ashnai hatte es ausgesucht. Ich war schon in Sorge, weil er sich sehr lange mit einem Polizisten unterhielt, der dann auch den Lkw inspizierte.

Der Polizist mit unserem Fahrer Ashnai am Lastkraftwagen
Mit diesem Fahrer und diesem Auto fuhren wir schließlich in Ulaanbaatar ein.

Später stellte es sich heraus, dass der Polizist mit Ashnai verwandt war und uns helfen wollte. Es war klar, dass wir nicht bis in die Stadt Ulaanbaatar hineinfahren konnten. Wir würden später umsteigen – auch, damit Ashnai keine Probleme bekommen könnte, denn eigentlich war die Mitnahme aller außer der Beifahrerin gegen die herrschende Straßenverkehrsordnung.

Es war 23 Uhr, als wir im UB Grand Hotel eincheckten.

Freitag, den 21. Juni 2024

29. Reisetag

7.00 Uhr Abschied von unserer Gastgeber-Familie, die uns noch ein kräftigendes Frühstück bereitete. Die Fahrt geht weiter. Silvan und Klaus sitzen hinten im Lada, Iwana und ich vorne in der Fahrerkabine. Das ist nicht ganz legal, deshalb müssen wir uns – außer der Beifahrerin Iwana – immer ducken, wenn wir Polizei sehen. Fast noch 1.000 Kilometer liegen vor uns bis zur Hauptstadt Ulaanbaatar, früher Ulan Bator genannt.

Der heilige Otgon Tenger Uul ist zu sehen.

Um 8.10 Uhr machen wir auf Anregung Ashnais eine kurze Rast an einem Ovoo, von dem aus einer der heiligen Berge der Mongolei zu sehen ist, der Otgon Tenger Uul.

Der Gedenkstein, der Ovoo …
… und wir.

Wir befinden uns auf 2400 Meter und es herrschen sechs Grad Celsius.

Anschließend befahren wir eine wunderschöne Landschaft, bevor Silvan gegen Mittag baden gehen kann.

Ein kurzer Stopp auf 2.540 Meter Höhe bei 13 Grad Celsius am Grenzpass zwischen dem Zavakhan Aimsg und dem Arkhangai-Aimsg. Aimag ist eine Region beziehungsweise ein Verwaltungsbezirk. Es beginnt jetzt die ostmongolische Zeit und wir liegen sechs Stunden vor der Zeit in Deutschland.

Ein kurzer Stopp am Grenzpass

Nach 340 Kilometern kommen wir gegen 18 Uhr im Ger-Camp an, wo wir übernachten werden. Das Camp liegt am erloschenen Vulkan Khorgo. Silvan und ich klettern bis zum Krater … und wieder hinunter.

Ankunft im Ger-Camp
Ger-Camp in der Mongolei
Das Camp liegt am erloschenen Vulkan Khorgo.
Silvan und ich klettern bis zum Krater und wieder hinunter.
Unser Ger-Camp.
Hier nahmen wir Abendessen und Frühstück ein.

Ein hervorragendes Abendessen und die Deutschkenntnisse unserer Gastgeberin krönen den Tag. Ashnai ist für Abendessen und Frühstück unser Gast, und mit ihrer Hilfe können wir uns endlich ein wenig mit ihm unterhalten. Es liegen noch mehr als 600 Kilometer vor uns – aber mit besseren Straßen.

Die Elektroheizung im Ger hat sich bei Außentemperaturen von nur acht Grad als sehr nützlich erwiesen.

Donnerstag, den 20. Juni 2024

28. Reisetag

Auch am Morgen ist es noch regnerisch und sehr kalt. Gegen 5 Uhr hilft mir die Gastgeberin, den Ofen erneut in Gang zu bringen und das Ger zusätzlich gegen Regen zu schützen. Es hellt erst gegen Mittag auf. Zum Frühstück genügt uns Tee und Kaffee und das Brot unserer Gastgeber.

Anlieferung von Waren für die Anwohner am See

Noch in der Nacht war ein Lkw gekommen und lud Waren für die Anwohner am See aus.

Es geschieht das nächste Wunder: Durch das vereinte Wissen und Geschick der Männer vor Ort gelingt es, unseren defekten Lada auf den Lastkraftwagen zu verfrachten.

In der Mongolei geht der Lada kaputt. Wir müssen unser Auto abtransportieren lassen.
Unser Lada wird durch die Männer auf den Lastwagen verladen.

In vier Stunden und nach etwas mehr als 50 Kilometern bringt uns unser neuer Freund Ashnai zu Verwandten, die uns die Nacht aufnehmen und mit Abendessen und Frühstück versorgen.  

Unser neuer Freund Ashnai bringt uns zu Verwandten
Unser neuer Freund Ashnai bringt uns zu Verwandten.
Unser Quartier für die Nacht
Unser Quartier für die Nacht
Und unser Lada ist gut aufgehoben.
Wir werden mit Abendessen versorgt.

Mittwoch, den 19. Juni 2024

27. Reisetag

Unser „Zeltplatz“ am Bach

Klaus hat für uns den Sonnenaufgang eingefangen. Wir zelteten an einem kleinen Bächlein, an dem viele Familien leben. Eine Familie hat uns zu einem Besuch am Vormittag in ihr Ger eingeladen. Dieser Einladung leisten wir gerne Folge.

Eine Ger-Siedlung an einem Bach in der Mongolei
Am Bach leben viele Familien.

Gegen 10 Uhr fahren wir bei 20 Grad Celsius weiter.

Etwa 13 Uhr machen wir eine kurze Rast. Wir befinden uns in 2.100 Meter Höhe und es herrschen nur noch elf Grad. Zunächst dachte ich, es läge Schnee, doch es waren Graupelschauer, die weiße Fleckchen erzeugten.

Rast auf 2.100 Meter Höhe

Dann besuchen wir eine ganz besondere Oase mit Namen Mykhartyn Gol, ein Paradies in der Wüste. Das Wasser sprudelt hier unablässig aus dem Boden.

Mykhartyn Gol – ein Paradies in der Wüste.

Wir fahren weiter in Richtung Ulaagchiin Khar Nuur. Unser Weg führt uns weiter bergauf. Wir erreichen beim Berg Senjid Khad eine Höhe von 2.716 Meter. Hier wachsen wunderschöne Pflanzen.

Bei Kilometerstand 18.560 gelangen wir zu dem sagenumwobenen Felsentor.

Wir sind angekommen am Felsentor.

Ein junger Mann auf einem Pferd muss sich wahrscheinlich über uns sehr geärgert haben, weil die Tiere der von ihm gehüteten Herde durch unseren Lada auseinandergetrieben wurden.

Diesen Reiter haben wir wahrscheinlich verärgert.

Ein Unwetter zieht auf. Das Glück verlässt uns: Um 17.30 Uhr läuft unser Lada nicht mehr. Das Differentialgetriebe funktioniert nicht mehr. Wir stehen mitten in einer Sandlandschaft, es ist sehr kalt und es fängt zu regnen an.  

Iwana und ich beschließen, das am nächstengelegene Ger zu besuchen und dort um Hilfe zu bitten – und das Wunder nimmt seinen Lauf. Der dort Angesprochene besitzt einen Wagen mit Anhängerkupplung und er versteht uns. Wir zeigen, wo unser Wagen steht und er vermag es, uns aus der Düne zu ziehen und an den See zu bringen, wo es Handyempfang gibt. Wir sind so dankbar.

Unser Retter
Gruppenfoto mit Retter
Ein gutes Zeichen: ein doppelter Regenbogen

Der doppelte Regenbogen bringt uns zusätzlich Glück. Die Familie, die am See wohnt, räumt uns ein Ger frei und wir dürfen dort übernachten. Das war auch bitter nötig, denn es war sehr kalt und regnete fast die ganze Nacht.

Ein Ger für die bitterkalte Nacht

Unsere Gastgeber wussten, was uns bevorsteht und brachten uns einen kleinen Ofen mit Holz ins Ger. So spendete uns der Ofen genügend Wärme zum Einschlafen.   

Dienstag, den 18. Juni 2024

26. Reisetag

Ich genieße den Sonnenaufgang.

Wir fahren um 9.30 Uhr bei 21 Grad Celsius los. Unser Ziel ist Mukhartyn Gol.

In Urgamal tanken wir bei Gesamtkilometerstand 18.380 um 13.30 Uhr und machen kurz darauf an einer Brücke Rast. 

Wir machen an dieser Holzbrücke Rast.
Landschaft in der Mongolei
Hier an der Sanddüne Bor Char Els schlugen wir unsere beiden Zelte auf, nicht ohne vorher bei der Familie, die in der Nähe im Ger lebt, um Erlaubnis zu fragen.

Um 17.30 Uhr kommen wir bei Kilometerstand 18.475 an unserem finalen Ort an der braun-schwarzen Sanddüne Bor Char Els an. Wir fragen eine mongolische Familie in ihrem Ger, ob wir unsere beiden Zelte bei ihnen auf dem Grundstück direkt an einem schnell fließenden Bächlein aufstellen dürfen. Die Familie stimmt sofort ein und wir werden zu Schafsmilch und selbstgebackenem Brot mit Käse, Süßrahm und Joghurt eingeladen. Ein Bonbon darf auch nicht fehlen.

Wir errichten unsere Zelte und bereiten uns eine Abendsuppe aus Gemüse. Es blieb nicht aus, dass uns die Kinder mit ihren Freunden besuchten. Klaus versorgt sie mit Köstlichkeiten. Silvan liebt Kinder und spielt mit ihnen gleich Ball, als sie mit einem solchen ankommen. So vergnügen sich die Kinder mit uns noch sehr lange.

Klaus kocht Suppe und verteilt Köstlichkeiten.
Silvan macht die Kinder glücklich.
Unser neuer Freund wird von seinen Eltern abgeholt …
… und wir lassen den Abend ausklingen.

Montag, den 17. Juni 2024

25. Reisetag

Unser Hotel-Frühstück: heißes Wasser, Teebeutel, Kaffeepulver, Brot, Ei, Käse in Folie und Marmelade.

Frühstück im Hotel

Unser Ziel ist Chjargas Nuur, ein Salzsee mit Klippen, von dem Iwana Gutes gehört hat.

Wir wissen allerdings nicht, ob wir dieses Ziel heute wirklich erreichen können. Es ist gut, dass Silvan schon in Deutschland OSM (Open Street Map) heruntergeladen hat. So können wir auch offline unseren Weg finden – und wir sind mehr off- als online, auch wenn wir drei verschiedene Handykarten erworben haben.

Wir lernen als nächstes den größten See der Mongolei Uws Nuur kennen. Doch weder Strand noch Wetter laden zum Baden ein. Auch hier setzen sich einige Pflanzen trotz der Kargheit durch.

Weder Strand noch Wetter laden zum Baden ein.
Der Uws Nuur ist der größte See in der Mongolei.
Farbtupfer in karger Landschaft
Landschaft in der Mongolei

Während der Fahrt genießen wir die Wolkenspiele, die viel schöner sind, als diese Bilder es ausdrücken können.

Dann haben wir es doch geschafft: Wir sind am Chjargas Nuur angekommen. Nuur heißt übrigens See und wir haben auch einen Ort für die Übernachtung gefunden. Wir kommen gegen 16.30 Uhr im Khdezu-Camp bei 23 Grad Celsius an.

Wir sind am Chjargas Nuur angekommen.

Was für ein toller Tagesausklang: Silvan besuchte die Möwennester und wir badeten in dem weichen Wasser.

Sonntag, den 16. Juni 2024

24. Reisetag

Kurz vor 9.00 Uhr brechen wir in Ölgii auf. Es sind 17 Grad Celsius. Wir wissen nicht, wie schnell wir vorankommen werden. Deshalb haben wir anstatt eines festen Reiseziels nur die Richtung im Blick: gen Osten. Unser erster voller Reisetag in der Mongolei liegt vor uns. Was wird uns erwarten? 

Ein letzter Blick auf Ölgii – was wird nun kommen?
Es kommt der blaue Himmel, die gelblich-bräunliche Geröll-Erde und wir sehen die Gebirge, deren Farben sich durch das Licht und die Wolken-Schatten beständig wandeln.
Landschaft in der Mongolei
Wir sind fast allein auf der Straße.
In Russland gab es kaum Müll am Straßenrand – hier schon.
Das Wasser bringt Grün und Abwechslung in die karge Landschaft.
Mutter Erde: Sand, kleine und große Steine, welche Vielfalt.

Schon um 9.30 Uhr liegt ein Ovoo an unserem Wegesrand. Iwana informiert: Wir sollten ihn drei Mal im Urzeigersinn umgehen und dabei drei Steine für sein Wachstum dazulegen, uns in der Region anmelden und um Schutz bitten.

Ein Ovoo an unserem Streckenrand

Mit dieser buddhistischen Tradition bekunden wir unseren Respekt vor dem Land, das wir betreten. Oft legen Reisende oder Besucher dort auch ein Geschenk, eine rituelle Gabe oder eine Münze auf den kultischen Steinhaufen.

Um 10.49 Uhr haben wir 50 Kilometer hinter uns gebracht – zwei Stunden für 50 Kilometer. Wir benutzen OSM (open street maps) und Google Maps und finden so unseren Weg. OSM hat Silvan heruntergeladen, und so funktioniert es auch offline. 

Aufenthalt am Atschit Nuur
Das hier übliche Verkehrsmittel ist das Moped.
Wie schön ist ein Yak – und hier gibt es viele davon.

Mittagszeit: Wir gelangen an den See Atschit Nuur. Er liegt 1.435 Meter hoch, seine Wasserfläche beträgt 290 Quadratkilometer, er ist 28 Kilometer lang und maximal 16 Kilometer breit. Die maximale Tiefe beträgt laut Wikipedia zirka zehn Meter. Der See ist fischreich und es leben dort Pelikane. Wir fahren weiter am See entlang und tanken gegen 14.45 Uhr bei Kilometerstand 17.920 an der Tankstelle in Chot Gor. Danach Picknick. Wir erweisen an einem Pass bei 2.500 Meter Höhe um 15.30 Uhr einem weiteren Ovoo unseren Respekt.

Es wird grüner…
… und ein Tal öffnet sich wie ein See.
… und wir finden ein Hotel und ein Abendessen in Ulaangom.

Kilometerstand 18.034: Bei 32 Grad Celsius haben wir in Ulaangom ein Hotel mit Namen Atschit, benannt nach dem gleichnamigen See in der Nähe, gefunden. 

Samstag, den 15. Juni 2024 

23. Reisetag

Übernachtung im Ger
Fotos (7): Silvan Haselbach

Aufenthalt in Ölgii, Hauptstadt des Aimsgs Bajan-Ölgii auf 1710 Meter Höhe. Die Stadt hat knapp 40.000 Einwohner. Was mir gleich auffällt- und das wird sich in der weiteren Folge unserer Reise bestätigen: nirgendwo in Ländern, die ich bisher kenne, gibt es so viele Supermärkte pro Quadratmeter wie in der Mongolei. Faszinierend ist auch, dass viele dasselbe anbieten. Aber es scheint zu funktionieren.

In Ölgii leben sehr viele Kasachen, weshalb die dominante Religion muslimisch ist und der Ruf des Muezzin regelmäßig zu hören ist, auf jeden Fall auch um 3.30 Uhr morgens.

Ölgii ist eine Stadt in der Mongolei
Ölgii liegt auf 1710 Meter Höhe.

Ölgii wurde vor allem in den 50er bis 80er Jahren des letzten Jahrhunderts aufgebaut und hat sich in den letzten Jahren schneller entwickelt. Es hat jedoch keine Zug-, sondern nur Busverbindung Richtung Hauptstadt Ulaanbaatar und die Straßen sind in sehr schlechter Verfassung. Allerdings gibt es einen kleinen Flughafen.

Das Staatswappen Soyombo

Beim Erwerb von Karten für unsere Handys wählen wir für unsere vier Geräte drei verschiedene Anbieter aus, um in der Mongolei eine maximale Reichweite zu erlangen. Das Finden des Anbieters und der Kauf dauerte lange. Das Geldwechseln ging ganz schnell. Wir kauften dann noch Dinge des täglichen Bedarfs. Ich allerdings war die meiste Zeit im Bett, weil ich den Fehler beging, am Abend zuvor Salat zu essen. Dieser wächst hier gar nicht und wird aus China, Russland oder Kasachstan importiert. Er sah zwar gut aus, doch mein Körper sah das anders. 

Freitag, den 14. Juni 2024

22. Reisetag

Kilometerstand 17.615. 12 Grad Celsius. Aufbruch an die Grenze um 7 Uhr. 

Kurz vor sieben Uhr: Unser Aufbruch an die Grenze.

Unser Ziel ist Ölgii, die erste mongolische Stadt, die wir besuchen werden. Sie liegt in der Nähe der russischen Grenze. Seit gestern Abend hat die ocker- und umbrafarbene Phase unserer Reise begonnen! 

Kurz vor 8.00 Uhr:

Wir sind mit die ersten! Einige Schlauberger haben sich schon am Abend hingestellt und kommen jetzt erst nach und nach zu ihren Autos, andere haben sich den Platz in der Schlange von Dritten freihalten lassen und tauschen jetzt die Plätze.

So sind wir eben doch nicht mit die ersten…

63 Autos und acht Lkws sind vor uns, zwei weitere Pkws sogar aus Deutschland. Um 9 Uhr öffnet die Grenze. 

11.20 Uhr: nur noch 15 Wagen vor uns. 

14.40 Uhr Klaus hat 400 Seiten des Buches „Kairos“ von Jenny Erpenbeck bei den bisherigen Grenzaufenthalten (Ein- und Ausreise) vollständig zu Ende lesen können. Seine Empfehlung: bei der Reise nach Russland mindestens zwei Bücher a 400 Seiten mitzunehmen. Unser Pass wurde insgesamt sechs Mal kontrolliert und Iwana fast eine Stunde besonders befragt. 

15.20 Uhr: Wir haben den russischen Grenzposten verlassen, befinden uns aber immer noch in einem zu Russland gehörenden Niemandsland, welches sich über 25 Kilometer erstreckt. 

Ankunft im Niemandsland

Bei 17.680 Kilometer haben wir Russland verlassen (15.55 Uhr), aber noch sind wir nicht an der mongolischen Grenze.

Kilometerstand 17.685: Mongolischen Grenzposten erreicht. Dieser befindet sich in 2300 Meter Höhe. 

Um 16.45 Uhr pünktlich vor Grenzschließung um 17 Uhr sind wir durchkontrolliert und wollen jetzt noch eine Kfz-Versicherung kaufen. 

16.55 Uhr: Die Versicherung ist für 2000 Rubel abgeschlossen, es herrschen nun 14 Grad Celsius. 

17.705 Kilometer: Leider endet die perfekte Straße und wir fahren wieder eine holprige Straße.

Zunächst ein schönes Stück Straße …
… dann kam dieses Stück…
… und dann das!

17.735 Kilometer: Die Straße ist höchst gewöhnungsbedürftig, 2560 Meter hoch,

19.45 Uhr bei Kilometerstand 17.776: Ankunft im Ger-Camp 

Ölgii
Wir kommen nach Ölgii.

17.780 Kilometer: tanken gesamt 47,41 Liter und zusätzlich zwei 20-Liter-Kanister Reserve. 

Donnerstag, den 13. Juni 2024

21. Reisetag

10.52 Uhr Abfahrt Richtung Mongolei bei Kilometerstand 17.395. 11.30 Uhr Rast an den Stromschnellen von Ingomen am Fluss Katun.

Fahrt durch das russische Altai-Gebirge
Schönheit von Landschaft und Flora
Der Fluss Katun mit seinen Stromschnellen

13 Uhr Picknick am Zusammenfluss von Katun und Tschuja. Außerdem Rast an einer Naturausstellung alter Steinzeichnungen in Kalbak-Tash. Das Alter der Steinzeichnungen (Petroglyphen) liegt bei 8.000 bis 1.000 vor Christus. Sie sollten unbedingt geschützt werden, denn sie verfallen natürlich zunehmend. Wir lernten dort übrigens einen mongolischen Touristenführer kennen, der seine Militärzeit in Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen verbrachte. Er war 1996 in Halle stationiert und freute sich, dass Silvan dort geboren ist.

Naturausstellung alter Steinzeichnungen
Kalbak-Tash bietet eine Naturausstellung.

Um 16 Uhr sehen wir den schneebedeckten Berg Malschej-Basch zu unserer Rechten. Er ist 4.177 Meter hoch. Wir selbst befinden uns auf 1.360 Meter Höhe.

Wunderschöne Landschaft
Überall freilaufende Kühe

Wir holen außerdem Wasser für unseren Wasserkanister an einer berühmten Quelle, die am Weg liegt.

An dieser Quelle füllten wir unseren 20 Liter-Wasserkanister.

18.30 Uhr bei Kilometerstand 17.615 und 25 Grad Celsius Ankunft im Hotel Sultan in Kosch Agasch.

Mittwoch, den 12. Juni 2024

20. Reisetag

Ich wache auf, schaue aus dem Fenster und sehe direkt vor meiner Tür die Kühe grasen.

Vor unserer Tür grasen die Kühe.
Die kleine Taiga

Frühstück in der kleinen Taiga. Abfahrt um 9.40 Uhr bei Kilometerstand 17.124. Wir fahren zurück zur Stadt Gorno-Altaisk, weil ein Museumsbesuch lohnt. Der 12. Juni ist seit 1994 „Der Tag Russlands“ und ein nationaler Feiertag. Am 12. Juni wurde 1994 die Deklaration über die Souveränität Russlands verabschiedet. Das „Nationalmuseum der Republik Altai“ dokumentiert die Geschichte und Gegenwart der Republik.

Das Nationalmuseum der Republik Altai dokumentiert Geschichte und Gegenwart der Republik.
Berühmte Eismumie: Eine junge Frau wurde mit ihren drei Pferden beerdigt. Es handelt sich um eine lebensechte Nachbildung.
Zeichnung des Pferdeschmucks

Bei Kilometerstand 17.152 gegen 14 Uhr halten wir an einer idyllischen Stelle direkt an der Katun und machen Picknick. Ein Tisch und Stühle unter einer Hütte an einem Rastplatz bieten uns diese Möglichkeit, da es stark regnete. Es gibt sogar einen Brunnen zum Abwaschen von Obst und Gemüse. 

Picknick unterm Dach
Jetzt geht es in die Republik Altai.

Nun fahren wir weiter in den Altai hinein und überqueren den ersten Pass bei 1.717 Meter Höhe. Es ist stark bewölkt und regnet. So können wir leider nicht weit sehen und die Farben leuchten nicht so stark. 

16.20 Uhr Ankunft am Pass Seminski  mit 1.682 Meter Höhe und 17 Grad Celsius.

Bei strömendem Regen erreichen wir das Dorf Ongudai. Unser Hotel heißt „Schneeleopard“, in Russisch Barskaja Usadba.

Übernachtung im Hotel „Schneeleopard“

Dienstag, den 11. Juni 2024

19. Reisetag 

Abfahrt um 9.20 Uhr bei Kilometerstand 16.650. Es sind 24 Grad. Die Sonne scheint breit. Tanken 44 Liter bei 16.693 Kilometern.

Auf der Fahrt nach Manscherok
Auf der Fahrt nach Manzherok
An der Tankraststätte gibt es Schaschlik…
… und Lenin.

Bei Kilometer 16.882 um 13.20 Uhr unser erstes Picknick im Grünen mit Hunderten Mücken, die uns in Bewegung hielten. Der Stopp erfolgte kurz nach Barnaul beziehungsweise Novoaltaisk. 

Am 11. Juni sahen wir erstmals einen Radfahrer auf unserer Strecke.
Die Gegend um Nowoaltaisk ist ein Industriegebiet. Die Stadt befindet sich 12 Kilometer von Barnaul, dem Verwaltungssitz der Region Altai, entfernt.

Ankunft bei Manzherok in dem Echotel „Tour-Basis Taijozhnik” (kleine Taiga).

Zum sozialen Leben in Russland

Mit jedem Tag auf meiner Reise durch Russland in die Mongolei wird mir klarer, dass die Geschlechterrollen hier in Russland fest und sicher umfassend gelebt werden. Schon die Kinder sind ganz offensichtlich Mädchen oder Jungs. Ich möchte es unbeschwerte Geschlechteridentität nennen.

Mit diesem Thema beschäftigt sich mein Reisebericht „Zum sozialen Leben in Russland“ auf meiner Internetseite.

Montag, den 10. Juni 2024

18. Reisetag

Diesen Tag verbringen wir in Nowosibirsk. Nowosibirsk unterscheidet sich kaum von einer europäischen Stadt. Vielleicht gibt es etwas mehr Menschen mit asiatischem Äußeren. Aber die Kleidung und selbst die Tattoos sind doch sehr ähnlich dem, was wir in Westeuropa kennen. Bei den Dienstleistungen sowie der Mode und anderen Dingen des täglichen Lebens sind die Angebote durchaus mit denen bei uns in Deutschland vergleichbar.

Die Vegetation hat es etwas schwerer hier. Man sieht, dass die Bäume nicht so schnell und glücklich wachsen können – die Winter sind lang und kalt – und auch hier gibt es immer noch Maiglöckchen und Flieder und der Löwenzahn hat noch längst nicht sein Reifestadium erreicht.

Maiglöckchen und Flieder sind am Blumenstand noch im Angebot.
Der Löwenzahn hat sein Reifestadium noch längst nicht erreicht.

Der Tag führte uns in ein ganz besonderes Museum, was uns einen Aufenthalt von mehr als zwei Stunden bescherte, nämlich das Museum „Das Werk von Nicholas Roerich“. Der allseits gelehrte Wissenschaftler, Künstler und auch Politiker wird in mehreren Ländern hoch geachtet, und es soll auch eine Roerich-Gesellschaft in Deutschland geben. Hier werde ich weiter forschen. Noch einige Eindrücke vom Museum und seinem Werk, welches übrigens von seinen beiden Söhnen weitergeführt wurde und welches ohne die Unterstützung seiner Frau nicht denkbar gewesen wäre.

In Nowosibirsk besuchte Marion Schneider die Ausstellung "Das Werk von Nicholas Roerich".
Zu Besuch im Museum „Das Werk von Nicholas Roerich“ in Nowosibirsk.

Wir waren noch am Markt von Nowosibirsk, der zur Verwunderung von Iwana transformiert wurde. Es gibt einen riesigen Food-Court (neudeutsch) und der Markt ist dadurch kleiner geworden, aber es gibt immer noch alles, was das Herz begehrt. 

Sonntag, den 9. Juni 2024

17. Reisetag

Wir fahren bei Kilometerstand 16.021 um 7.15 Uhr bei 13 Grad Celsius los. Unser Ziel ist Nowosibirsk, die Hauptstadt West-Sibiriens. Dort sind wir dann wieder in einer anderen Zeitzone, das heißt es wird noch eine Stunde später sein. Anders ausgedrückt: Während es in Ischim zum Beispiel noch 14 Uhr war, war es in Omsk dann 15 Uhr und in Nowosibirsk bereits 16 Uhr. Dadurch bleibt es natürlich abends länger hell.

Bei Kilometer 16.650 und einer Temperatur von 29 Grad kamen wir um 18.06 Uhr in Nowosibirsk an. (400 Kilometer zuvor lag die Außentemperatur noch bei 19 Grad Celsius).

Marion Schneider vor einem großen Denkmal in Nowosibirsk.
Nicht zu übersehen: Das große Denkmal an der Hauptstraße in Nowosibirsk.
Die Oper von Nowosibirsk

Auf drei Dinge möchte ich heute aufmerksam machen: zum einen auf die Belobigung von verdienten Mitarbeitern an verschiedensten Stellen in den verschiedenen Städten. Wir sahen in Nowosibirsk ein Beispiel für Bürger des Landkreises, wobei eine Tafel auf Ehrenbürger hinweist, die im Zweiten Weltkrieg Besonderes geleistet haben.

Zum Zweiten auf Musikanten auf der Straße, die gleichzeitig immer auch mit Angabe von Handynummer und Instagram-Kanal für sich Werbung machen. In jeder Stadt gab es bisher mehrere Straßenmusikanten. In Nowosibirsk sogar tanzende Paare auf der Straße. Dies macht das Leben gleich viel schöner.

Tanzen auf der Straße – das macht das Leben gleich viel schöner.

Zum Dritten auf die auf verschiedene Weise wiederkehrende Menge an Denkmälern, die die Geschichte manifestieren. In Nowosibirsk ein besonders großer Lenin mit seinen Kampfgefährten, die ihn an die Macht brachten und an der Macht hielten.

Ein besonders großer Lenin

Wir besuchten auch den großen Bahnhof, der aus einem Regional- und einem Zentralbahnhof besteht. Letzterer bietet viel Komfort und sogar Hotelzimmer.

Bahnhofsvorplatz in Nowosibirsk
Bahnhof in Nowosibirsk
Viel Komfort bietet der Bahnhof in Nowosibirsk.

Samstag, den 8. Juni 2024

16. Reisetag

Am Samstag fuhren wir um 8.15 Uhr bei Kilometerstand 15.690 und 16 Grad Celsius los. Unser Ziel ist Omsk. Iwana freute sich besonders darüber, dass Pjotr Pawlowitsch Jerschow, der Namensgeber des Hotels, in dem wir übernachteten, aus Ischim stammt. Sie machte uns auf das berühmtem Kindermärchen „Das bucklige Pferdchen“ aufmerksam, von dem es auch einen wunderschönen Zeichentrickfilm gibt. Dieser kann unter dem nachfolgenden Button über Youtube abgerufen werden. Pjotr Jerschow hat auch viele andere Märchen aufgenommen und interpretiert.

Youtube

Weitere berühmte Persönlichkeiten stammen aus Ischim wie Nikolai Nikitin, Chef-Konstrukteur des Moskauer Fernsehturms. Es wurde noch auf eine dritte Persönlichkeit in Form eines Denkmals aufmerksam gemacht: Konstantin Rokossowski, der während des Bürgerkriegs 1919 in der Region Ischim einen bedeutenden Sieg gegen die Weiße Armee unter Admiral Alexander Koltschak errang.

Wir kamen sehr schnell voran und erreichten Omsk bereits um 15.07 Uhr. Unser Hotel Amaks lag direkt am Fluss Irtysch. Auf der Fahrt nach Omsk sahen wir weitere gravierende Auswirkungen des Hochwassers.

Hochwasser auf der Fahrt nach Omsk

Omsk hat uns sehr beeindruckt, weil es im Grunde alles hat, was eine moderne Stadt ausmacht: schnelle Autos, schöne Geschäfte, Menschen, die einkaufen gehen oder in Restaurants und Kaffees die warmen Temperaturen genießen.

Majestätisch: die Kathedrale von Omsk
Omsk präsentiert sich als moderne und pulsierende Stadt.

Wir haben uns dort wohlgefühlt und auch gut zu Abend gegessen.

Abendessen in Omsk

Freitag, den 7. Juni 2024

15. Reisetag

Abfahrt aus Jekaterinburg um 7.09 Uhr bei Kilometer-Stand 15.079. Es liegen etwa 630 Kilometer und 9,5 Stunden vor uns. Unser Ziel: Ischim in Sibirien. Das Wetter hat sich abgekühlt und es sind nur noch 16 Grad am Morgen. Das Hotel hat uns große Frühstückspakete mitgegeben.

Heute möchte ich Euch einige typische Baustile auf dem Weg vorstellen, damit Ihr Euch ein Bild machen könnt. Da ist zunächst das typische Haus, welches uns bereits seit Litauen begleitet. Es ist das am meisten gebaute Haus mit Holzfassade und geschnitzt verzierten Fenstern, in der Regel mit einem Zaun davor. Manchmal hat es bereits ein zweites Stockwerk wie der neue Bau zeigt.

Haus mit Holzfassade und geschnitzt verzierten Fenstern
Unverkennbar: Dieses Haus wurde neu gebaut.

Wir trafen natürlich auch viele Siedlungen an. Hier einige typische Beispiele auf dem Weg nach Ischim.

Um etwa 12 Uhr sind wir in Tjumen angekommen, einem Zentrum für organische und anorganische Chemie, Erdölverarbeitung und die Herstellung von Düngemitteln. Tjumen liegt an der transsibirischen Eisenbahn. Hier kreuzt sich die Bahnlinie vom Norden mit der Bahnlinie vom Süden. Und hier ist ein Erdöl- und gasverarbeitendes Zentrum Russlands. Dies bemerkte man auch an dem enormen Lkw-Aufkommen, welches wir erlebten.

Mitten in diesem Zentrum gab es auch den Direktverkauf von Obst und Gemüse.

Diese Region war sehr stark vom Hochwasser betroffen, etwa 30.000 Menschen wurden obdachlos. Die Regierung bietet hier eine Entschädigung und sorgt für Umsiedlungen. Wir sahen an der Strecke Hunderte von neuen Häusern, die neu erstellt und noch nicht bewohnt waren.

Die Region Orenburg und Omsk waren auch betroffen. In Orenburg war das Wasser bis zu fünf Meter über dem Normalstand. In Tjumen gab es insgesamt fünf Tote zu beklagen.

Tjumen hieß bereits in den 60er Jahren die „Stadt des schwarzen Goldes“. Hier befinden sich die Niederlassungen von wichtigen Aktiengesellschaften zur Gasverarbeitung. Bei unserem Picknick an der Trasse hatten wir die bisher meisten Stechmücken pro Quadratmeter zu beklagen (15.573 Kilometer). Um 16 Uhr hatten wir auch noch einen Aufenthalt. Wir wurden von der Polizei angehalten und dachten, dass es vielleicht zu einem Verstoß wegen Überfahrens der durchgezogenen Mittellinie gekommen war. Aber der Polizist nannte es eine Routinekontrolle. Hintergrund war wohl unser ausländisches Kennzeichen. Wir hatten aber den Eindruck, dass er auch interessiert war, wer wir sind und wohin wir wollen. Er war sehr freundlich. Nach Prüfung unserer Papiere durften wir weiterfahren. Es war übrigens die erste Kontrolle in Russland, obwohl wir schon an vielen Polizeikontrollen vorbeigefahren sind.

Hier noch zwei Fotos von Häusern in Ischim. Wenn Häuser nicht mehr bewohnt sind, bleiben sie oft bis zum Zusammenfallen stehen. Sie sind Teil des Gesamtensembles. Unser Hotel dort in Ischim hieß „Hotel Jerschow“. 

Donnerstag, den 6. Juni 2024

14. Reisetag

Wir begannen unseren Tag mit einem Besuch des Jelzin-Centers im Zentrum von Jekaterinburg, einem sehr beeindruckenden Bauwerk mit einer höchst zeitgemäßen Ausstellung. Hier nur einige Eindrücke.

Jelzin-Center in Jekaterinburg
Stationen im Leben Boris Jelzins

Die Grundidee besteht darin, sieben Stationen im Leben von Präsident Boris Jelzin in ihrer Bedeutung für die Entwicklung Russlands zu beleuchten.

Jekaterinburg ist eine sehr schön gelegene Stadt. Am Wasser findet sich viel Grün, und das bedeutet auch viele Annehmlichkeiten für die Bürger zum Flanieren. Die Architektur ist ebenso beeindruckend. Hier einige Beispiele.

Jekaterinburg bietet viel Grün und präsentiert eine beeindruckende Architektur.
Das Wasser bietet Gelegenheiten zur Bootsfahrt.

Wir besuchten dann noch die Gedenkstätte für die Ermordung der Zarenfamilie sowie die von Boris Jelzin initiierte orthodoxe Kirche zu deren Gedenken.

Die von Boris Jelzin initiierte orthodoxe Kirche zum Gedenken an die Ermordung der Zarenfamilie darf bei einem Besuch in Jekaterinburg nicht fehlen.
Blick in die orthodoxe Kirche in Jekaterinburg.

Der Besuch des naturkundlichen Museums schloss unseren Tag ab.

Hier noch ein Blick auf das mongolische Eis, welches vorzüglich schmeckte.

Mittwoch, den 5. Juni 2024

13. Reisetag

Um 9.20 Uhr bei Kilometer 14.574 fuhren wir los in Richtung einer Gedenkstätte mit Namen Perm 36.

Aber bevor ich zu der Gedenkstätte mehr erzählen, möchte ich noch etwas von Perm berichten. Perm ist die östlichste Millionenstadt Europas. Seit 2005 ist Perm auch eine selbstständige Verwaltungsregion und grenzt im Norden an die Republik Komi, im Westen und Süden an die Republik Udmurtien. Wichtigster Fluss ist die Kama. Die wichtigsten Industrien sind die chemische Industrie, die Ölraffinerie und die Holzverarbeitung.

Mitte des 19. Jahrhunderts war Perm das bedeutendste Handelszentrum des Urals. Auf Grund von Erzlagerstätten entwickelte sich vor allem die Schwer- und Rüstungsindustrie. Zwischen 1940 und 1957 hieß die Stadt Molotov, und es gab von 1950 bis 1953 ein gleichnamiges Kriegsgefangenenlager. Bis 1991 konnte Perm wegen seiner Rüstungsbetriebe ohne Sondergenehmigung von Ausländern nicht besucht werden. Nur die Durchfahrt mit der transsibirischen Eisenbahn war möglich. Luk Oil, das russische Erölunternehmen, ist in Perm ansässig. Perm hat auch einen eigenen Flughafen und bedeutende Kultureinrichtungen (Theater, Ballett, Museen). Wir haben sehen können, dass Perm ein wichtiger Sitz auch ausländischer Unternehmen ist, und diese Stadt scheint sehr wohlhabend zu sein, was sich an ihren Straßen, ihren Gebäuden und auch ihrer Verkehrsinfrastruktur mit Bussen und Straßenbahnen zeigt. 

Schöne Landschaft auf der Fahrt nach Perm 36

Wir fuhren dann um 9.20 Uhr bei Kilometerstand 14.574 in Richtung Gedenkstätte. Um 11 Uhr kamen wir an der Gedenkstätte Perm 36 an. Das war ein ehemaliges Straflager von 1946 bis 1988. In diesem Straflager gab es drei verschiedene Phasen: 1946 bis 1953 diente es nur für Kriminelle und Asoziale, die dort arbeiten mussten. 1953 bis 1973 wurden auch politische Gefangene, vor allem solche, die mit Faschisten kollaboriert hatten oder sich im Stalinismus durch Bereicherung oder übertriebene Strafaktionen hervortaten, dort nach ihrem Urteil zur Zwangsarbeit gebracht. 1972 bis 1988 war Perm 36 ein gemischtes Lager von sowohl Kriminellen jeder Art als auch politischen Gefangenen. Bei der Auflösung des Lagers 1988 gab es etwa 80 politische Gefangene von insgesamt ca. 2000 Gefangenen.

Außenansicht Perm 36
Ehemaliges Straflager
Gemeinschaftsküche
Gemeinschaftsschlafunterkunft für Gefangene in Perm 36

Auf der Grundlage der Initiative von Bürgerinnen und Bürgern der Region und der Stadt Perm wurde eine der wenigen Gedenkstätten für Straflager errichtet. Die Gefangenen mussten schwer arbeiten, insbesondere Bäume fällen, die dann für den Aufbau der Region, insbesondere der Stadt Perm, verwendet wurden. Die Bürger waren der Meinung, dass auch dies zu ihrer Geschichte gehört. Die Gedenkstätte bietet einen hervorragenden Einblick in die Geschichte des Straflagers. Wir nahmen auch eine Führung in Anspruch, die uns einen Überblick über alle drei Phasen des Straflagers gab, das in keiner Weise mit KZs oder Straflagern in Deutschland vergleichbar war. Es herrschten dort feste Regeln und es ging nicht um die Vernichtung durch Arbeit. Es gab Besuchsregeln für alle Gefangenen und sogar die Möglichkeit, dass Angehörige einige Tage mit den Gefangenen verbringen konnten.

In der Gedenkstätte wird auch der anderen Lager gedacht, die an den verschiedenen Orten der Sowjetunion für Zwangsarbeit errichtet wurden. Eine Ausstellung mit bedeutenden Persönlichkeiten, die auch nach ihrem Straflager-Aufenthalt noch wichtige Verantwortung übernahmen, vertieft das Verständnis für die Bedeutung von Lagern in der Sowjetunion.

Der Besuch hat uns sehr beeindruckt und nachdenklich gemacht. Dann ging es wieder auf die Straße und wir kamen in Jekaterinburg um 20.35 Uhr bei Kilometerstand 15.079 an. Nun waren wir nicht mehr in Europa, sondern schon in Asien. Den Abend beschlossen wir mit einem gemeinsamen Abendessen im Restaurant Ratatouille. Hier mein Salat sowie gefüllte georgische Teigtaschen.

Spezialität zum Abendessen: Gefüllte georgische Teigtaschen

Dienstag, den 4. Juni 2024

12. Reisetag

Wir sind in Kasan um 8.10 Uhr bei Kilometerstand 13.858 abgefahren. Unser Ziel ist die Stadt Perm. Von jetzt an wissen wir, dass wir mit einer Zeitumstellung von einer Stunde rechnen müssen. Wir haben eine lange Fahrt vor uns und um die Mittagszeit zeigt das Thermometer bereits 29 Grad Celsius.

Auf der Fahrt von Kasan nach Perm: Besiedlung an der Strecke.
Auf der Fahrt von Kasan nach Perm: Besiedlung an der Strecke.

Wir müssen zwei Mal tanken, und bei Ischewsk beginnt die neue Zeitzone. Ischewsk ist die Hauptstadt der Republik Udmurtien. Udmurtien liegt noch im europäischen Teil Russlands westlich des Urals. Der Anteil der russischen Bevölkerung beträgt etwa 60 Prozent. Die Udmurten, Tartaren, Ukrainer und Mari sind Minderheiten. Amtssprachen sind Udmurtisch und Russisch.

Wir sind durch diese Republik ausschließlich durchgefahren, haben hier aber unseren ersten Elch gesehen (Kilometer 14.167) Gegen 17 Uhr machen wir eine weitere Pause. Hinter Ischewsk erblickten wir plötzlich links und rechts der Straße Ölförder-Pumpen (mindestens 12). Auch zwei Gasflammen habe ich gesehen. Für uns als ölimportierendes Land ist dies doch sehr interessant. Kurz vor Shamary stellen sich unsere Uhren um und es ist statt 18.50 Uhr auf einen Schlag 19.50 Uhr. (Kilometerstand 14.420). Es ist auch, so meine ich, dunkler – auch wegen der Wolken und des drohenden Regens (es gab eine Unwetterwarnung). Es sind noch 140 Kilometer bis Perm. Unser Hotel dort heißt Ural. Wir kommen dort um 21.54 Uhr bei 33 Grad Celsius an.

Montag, den 3. Juni 2024

11. Reisetag

Unser Hotel Kunak in Kasan befindet sich im traditionellen Viertel der Tataren. Kasan ist mit etwa 1,3 Millionen Einwohnern die sechstgrößte Stadt Russlands. Sie liegt an der Wolga und dem Fluss Kasanka.

Kasan war der Ausgangspunkt des russischen Vielvölkerstaates, als die Stadt 1552 von den Truppen Iwans IV. eingenommen wurde. Iwan der IV. wird bei uns übrigens mit „Iwan der Schreckliche“ übersetzt, heißt aber im Russischen „Iwan der Strenge“.

Im 15. Jahrhundert war Kasan das Handels- und Kulturzentrum der Wolga-Region, tatarische Produkte und Publikationen wurden in ganz Russland verkauft. Die Universität Kasan wird zu den ältesten Russlands gezählt. Tatarisch und Russisch sind die Amtssprachen, wobei Russisch im täglichen Leben dominiert.

Das historische Symbol von Kasan ist der Drachen.

Nach dem Frühstück fuhren wir mit dem Taxi zum Kreml (wohin sonst?!) Die Besonderheit in Kasan ist das harmonische Ensemble von weltlicher und geistlicher Herrschaft an einem Ort. Da Kasan zu fast 50 Prozent mit Muslimen besiedelt ist, steht im Kreml eine eindrucksvolle Moschee, die nur etwa 20 Jahre alt ist und als beliebtes Ausflugsziel dient.

Die Moschee von Kasan befindet sich auf dem Kreml-Gelände.
Sehr eindrucksvoll: Die Moschee ist ein beliebtes Ausflugsziel.

Am Fuß des Gebäudes befindet sich das historische Museum, welches wir dann auch besuchten. Besonders interessant im historischen Museum war für uns als Kenner des Auerstedter Kutschenmuseums die Nobelkarosse von Katharina II., die 1767 in Kasan mit dieser Kutsche begrüßt wurde, nachdem die Kutsche speziell von St. Petersburg nach Kasan gebracht worden war, damit die Herrscherin in diesem Gefährt dann in Kasan repräsentativ reisen konnte.

Im historischen Museum in Kasan ist diese prunkvolle Kutsche von Katharina II. ausgestellt.

Wir besuchten außerdem noch den Markt von Kasan sowie einen überall in Russland zu findenden Spar-Markt. Wie man da sehen kann, gibt es in Russland alles, was wir auch kennen, problemlos zu kaufen. Am Ende des Tages aß ich noch in einem tatarischen Restaurant eine Soljanka.

Abschließend bleibt festzustellen, dass Kasan eine sehr wohlhabende Stadt ist. Was zum Beispiel den Pkw-Bestand angeht: fast alles neue, schicke Autos, natürlich jetzt größtenteils aus China. Wir können einen Besuch jederzeit empfehlen. Im Oktober wird in Kasan die nächste BRICSplus-Konferenz stattfinden, zu der jetzt auch Afghanistan eingeladen ist.

Sonntag, den 2. Juni 2024

10. Reisetag

Wir starten um 10 Uhr. Kilometer-Stand 13.483. Etwa 400 Kilometer vor uns bis nach Kasan, der Hauptstadt der Republik Tatarstan. Uns ist eine sehr hohe Lkw-Dichte auf den Fernstraßen aufgefallen. Vor allem auf der M7, Wolga genannt, ist das Verhältnis von Pkw zu Lkw etwa 1:10. Diese Lkw-Dichte begann aber erst einige Stunden vor Nischni Nowgorod. Vorher gab es gar nicht so viele Lkws. Übrigens sind fast 100 Prozent der Lkws russischer Nationalität, die Nummernschilder betreffend. Links und rechts der Trasse liegen auch viele Logistik-Zentren.

Um 17.30 Uhr kommen wir in Kasan an. Kilometerstand: 13.858. Wir haben etwas Zeit verloren, weil wir mit der Fähre über die Wolga übergesetzt sind. Das war sehr schön. Silvan hat zudem den Mut aufgebracht, in der Wolga zu baden. Darüber habe ich einen kurzen Film gedreht.

Das Museum der Religionen ist ein absolut faszinierendes Bauwerk.

Am anderen Ufer der Wolga angekommen, mussten wir noch einen Halt machen, denn das Bauwerk war schon von außen absolut faszinierend. Es handelt sich um das Museum der Religionen. Dieses von privater Initiative aufgebaute Museum ist heute die meistbesuchte Sehenswürdigkeit von Kasan. Die Religionen, die hier vorgestellt werden, kann man nicht an beiden Händen abzählen. Selbst Südamerika ist mit vertreten. Was mich besonders beeindruckte, war die breite Darstellung der Oktober-Revolution und der Zeit danach. Diese geschichtliche Epoche wurde wie eine eigene Religion abgehandelt. Hier einige Eindrücke davon.

Museum der Religionen

Wir übernachten im Hotel KUNAK im traditionellen Viertel. Aber für Nachtruhe ist es hier noch viel zu früh. Den Abend nutzten wir, um die Innenstadt zu besuchen. Kasan hat eine unendlich lange Fußgängerzone, geschätzt bestimmt zwei Kilometer. Danach liefen wir am Kreml und an der Wolga entlang, kamen noch zu einem ständigen Jahrmarkt. Insgesamt haben wir bestimmt über 3,5 Kilometer zu Fuß zurückgelegt. Keine Minute erschien uns langweilig. Wir begegneten bis weit nach Mitternacht einem unaufhörlichen Strom von Erwachsenen und Kindern in Feiertagslaune (es war Sonntag).

Auch Sonntagabend pulsiert das Leben in Kasan.

In der Fußgängerzone waren übrigens sogar am Sonntagabend noch Bauarbeiten im Gange, so dass neben ganz vielen Musikdarbietungen von Straßenmusikern und den Gesprächen aus sehr vielen Restaurants auch Baugeräusche zu hören waren. Das Ganze wirkte aber nicht störend, sondern völlig normal. Das hat auch damit zu tun, dass das Wetter von Oktober bis Mai schon wieder kalt ist.

Und wir hatten dann noch einen sehr schönen Abend. Besonders lustig war es, dass Klaus und ich zwei Martini mit Soda bestellt hatten. Da das Angebot aber aus jeweils drei Gläsern bestand, bekamen wir gleich sechs Gläser Martini.

Glücklicherweise kamen Silvan und Iwana dazu und so konnten wir alle Gläser dann auch erfolgreich leeren. 😂

Samstag, den 1. Juni 2024

9. Reisetag

Gestärkt haben wir uns entschlossen, gleich am Morgen das Automobil-Museum der Firma GAZ, das GAZ-History Museum, zu besuchen. Wir sahen Dokumente von der Entstehung des Werkes 1929 bis zum Ende der Automobilherstellung, denn inzwischen werden hier keine Pkw mehr, sondern nur noch Busse, Nutzfahrzeuge und Transporter gefertigt. Bedeutende Exemplare der Automobile, viele davon Unikate, kann man bewundern. Die GAZ-Gruppe ist der größte Automobilkonzern Russlands.

Besuch im GAZ-History Museum

Danach führte uns der Weg zum Hafen von Nischni Nowgorod, ein beliebtes Ausflugsziel mit vielen Restaurants und Freizeitangeboten. Wir nahmen dort an einer Bootsfahrt teil, und so kann ich Euch einen Teil des Hafens vom Wasser aus zeigen. Sichtbar ist auch der Kreml der dort erhoben thront. Und eine riesige Treppe, über die man vom Hafen zum Kremlgebäude gelangen kann.

Ein Tag in Nischni Nowgorod: Blick auf den Kreml
Blick auf den erhabenen Kreml von Nischni Nowgorod

Besonders eindrucksvoll fand ich noch das Denkmal des Arbeiter- und Matrosenaufstands 1918/19, welches ich für Euch fotografiert habe.

Dieser Tag führte auch noch in das Museum für moderne Kunst im Zentrum von Nischni Nowgorod. Hier einige Eindrücke.

Am Abend speisten wir georgisch. Wir haben alle gut geschlafen in Nischni Nowgorod, wo die Sonne schon um 3.30 Uhr aufgeht und wo es der allgemeinen Auffassung nach die schönsten Sonnenuntergänge gibt. Hunderte versammeln sich abends an der Tschkalow-Treppe, benannt nach dem berühmtem Piloten Tschkalow. Tschkalow flog Hunderte von Flügen über den Nordpol und galt als ein mutiger Flugkünstler und Pionier. Er ist schon mit 34 Jahren durch einen Flugunfall verstorben.

Freitag, den 31. Mai 2024

8. Reisetag

Wir erkunden am Vormittag Susdal. Susdal liegt nordöstlich von Moskau – etwa 22 Kilometer entfernt am Fluss Kamenka und hat inzwischen mehr als 10.000 Einwohner. Susdal gehört zu den ältesten Städten Russlands. Im neunten Jahrhundert ist eine Besiedlung nachgewiesen. Im 12. Jahrhundert wurde bereits ein Kreml errichtet. Kreml waren und sind so etwas wie das Regierungszentrum der Städte.

Der Kreml in Susdal wurde im 12. Jahrhundert errichtet.

Susdal hat als ehemaliges bedeutendes Handelszentrum sehr schöne erhaltene Holzhäuser, die eine Besichtigung wert sind. Ganz besonders beeindruckend wirkt die Muttergottes – Geburts-Kathedrale, eine der ältesten erhaltenen Russisch-Orthodoxen Kirchenbauten. Zusammen mit dem Ensemble des Kreml gehört diese Kirche zum Unesco-Weltkulturerbe. 

Die Muttergottes-Geburts-Kathedrale in Susdal gehört zum Unesco-Weltkulturerbe.

Der Tourismus prägt die Stadt bis heute sehr. Dass Susdal einer der am meisten besuchten Orte Russlands ist, wird durch vielerlei Tourismus-Angebote deutlich. Ein Beispiel dafür ist eine Kutsche, die zum Mitfahren bereitstand.

Eine besondere Ausstellung sind die alten Bauernhäuser und Kirchen verschiedener Art, die aus der Region nach Susdal geholt wurden und hier zu besichtigen sind. Diese sind eine große Attraktion und stets gut besucht.

Die alten Bauernhäuser und Kirchen sind eine Attraktion.

Nach 12 Uhr fuhren wir in Susdal los. Unser Ziel jetzt: Nischni Nowgorod! Wir kommen der Wolga wieder ein Stück näher und sehen, wie breit sie jetzt ist. Etwa 17 Uhr und bei 13.483 Kilometern kommen wir im Grand Hotel OKA Business an. Glücklich, aber erschlöpft entschlossen wir uns dennoch zu einem kleinen Stadtrundgang, zu dem wir ein Taxi bemühten. Ich fand dort noch eine Synagoge, zu der wir problemlos Zutritt erhielten, und ein schön erhaltenes ehemaliges Sparkassen-Gebäude besonders fotografierenswert.

Synagoge in Nischni Nowgorod
Ehemaliges Sparkassengebäude

Donnerstag, den 30. Mai 2024

7. Reisetag

Abfahrt um 9 Uhr nach gutem Frühstück im Hotel Tschechov. Es war sensationell, überaus vielfältig und ansprechend angerichtet. Schon jetzt herrschen 26 Grad Celsius. 

Die Wolga ist in Kimry bis zu 430 Meter breit.

Bei Kilometerstand 12.923 haben wir in Kimry angehalten, einer Handelsstadt an der Wolga. Hier ist die Architektur des 19. Jahrhunderts sehr sichtbar und gut erhalten. Während die Wolga gestern in Twer nur 250 Meter breit war, nimmt sie in Kimry bereits etwa 430 Meter in der Breite ein. Kimry hat knapp 50.000 Einwohner. Der Name der Stadt stimmt von dem Wort „kimra“ ab. Dies ist die Sprache des Fino-Ukrischen Stammes der Merya. Kimry beherbergte den Maschinenbaubetrieb und das Konstruktionsbüro der Tupolev, des berühmtesten Flugzeugs der Sowjetunion.

Und auch in Kimry gab es wieder Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg, der in Russland als Großer Vaterländischer Krieg bezeichnet wird.

Nach einem weiteren Zwischenstopp in Abrantsevo (13.029 Kilometer, Ankunft 13.14 Uhr), einem historischen Künstlerort des letzten Jahrhunderts, fuhren wir bei 23 Grad Celsius um 15 Uhr weiter. Wer mehr über Abrantsevo wissen will, kann sich in unserer Telegram-Gruppe informieren – diese heißt „Auerstedt goes Ulanbaatar“ (nachfolgend der Link für die Messinger-App: https://t.me/+jtlkSeuKuV83YmRk). Dort sind viele weitere schöne Bilder zu finden.  

Um 18 Uhr kamen wir in Susdal an (13.232 Kilometer) und erlebten hier einen schönen Sonnenuntergang. Ich bestellte mir zum Abendessen Kartoffelpuffer mit saurer Sahne und ganz vielen Kräutern. Es hat wunderbar geschmeckt.

Sonnenuntergang und Abendessen. Und das Gurkenwasser schmeckte köstlich!

Mittwoch, den 29. Mai 2024

6. Reisetag

12.216 Kilometer bei Abfahrt um 8.10 Uhr in Richtung Twer. Wir machen noch einen Zwischenstopp in Weliki Nowgorod (Kilometer-Stand. 12.422) und fahren dann noch etwa 400 Kilometer bis nach Twer. Ankunft dort bei Kilometer 12.824. Bis dahin haben wir mindestens 49 Störche gesehen. Am Abend besuchten wir die ganz nah am Hotel gelegene Wolga. Hier gab es wieder sehr viele Angebote für Kinder am Strandufer und Menschen die badeten.

Die Wolga bei Twer
Das Wolga-Ufer bei Twer liegt in unmittelbarer Nähe zum Hotel.
In Twer gibt es am Strandufer viele Spielmöglichkeiten für Kinder.

Das Abendessen war vorzüglich – hier ein Beispiel.

Wir hatten sogar noch das Glück, Live-Musik zu erleben, und während es zunächst so aussah, als ob eine DJane den Restaurantgästen ausgewählte Musik anbot, begann diese in einem zweiten Schritt selbst zu singen, und zu unserer Überraschung erlebten wir dann in diesem Restaurant Riviera auch noch, dass die Gäste zu tanzen anfingen. Die Stimmung war hervorragend und wir haben uns darüber sehr gefreut.

Dienstag, den 28. Mai 2024

5. Reisetag

Lada-Kilometerstand: 12.195

Ein Tag in Psok. Zwei Übernachtungen. Wir sind im Hotel October.

Dieser Tag ist verschiedenen notwendigen Formalitäten gewidmet, damit unsere Reise durch Russland möglichst ohne Probleme verlaufen kann. Deshalb hatten wir nicht sehr viel Zeit für Besichtigungen – und doch konnten wir schon am frühen Nachmittag ein Café besuchen und dabei wunderbaren Kuchen genießen. Einen kleinen Einblick sollen diese Fotos vermitteln.

Wir sind überrascht, wie schnell die Zahlungen hier in Russland erfolgen. Man legt seine Bankkarte sogar im Bus einfach auf das Lesegerät und bei kleinen Beträgen kommt man einfach herein – ohne weitere Formalitäten. Natürlich muss man eine Bankkarte besitzen, und es gibt auch ein Risiko, wenn man sie verliert. Die Geräte zum Abbuchen sind sehr praktisch.

 Entlang der alten Festungsmauer hat die Stadt Pskov über eine lange Zeit einen grünen Gürtel erschaffen. Man kann insofern durch einen langgezogenen Park um einen beträchtlichen Teil der Innenstadt laufen und lernt dabei auch den botanischen Garten des Ortes kennen. Es sind ausgiebige Angebote für Kinder vorhanden, die teilweise noch nicht in Betrieb waren und wahrscheinlich für die Sommerferien gedacht sind. Es sind dort sowohl Karussells als auch Schiffschaukeln als auch Wasserbecken an verschiedenen Stellen dieses grünen Gürtels zu finden. Auch ist ein kleiner Fuhrpark mit kleinen Elektrofahrzeugen für Kinder und besonderen Fahrrädern für Erwachsene angelegt. Und ich sah einige zur Freude ihrer Eltern auch während des Tages diese Wagen nutzen.

Mir fielen dann mehrere Gedenkstätten auf unserem Weg durch diesen Park auf, und ich habe sie fotografiert.

In der Stadt Pskov sind zahlreiche Gedenksteine und Gedenktafeln zu besichtigen.

Ich ging davon aus, dass es sich bei den Gedenksteinen und Gedenktafeln vor allem um Ereignisse des letzten Jahrhunderts handelte und suchte dann im Internet nach den Hintergründen und erfuhr, dass Pskov eine der ältesten Städte Russlands ist und sich im Laufe der vielen Jahrhunderte gegen diverse Eroberungszüge erfolgreich gewehrt hat. Im April 1242 wurde hier der Deutsche Orden von Alexander Newsky vernichtend geschlagen.  Pskov gehört zum westlichsten Teil des Russisches Kernlandes. Die Stadt hat etwas mehr als 200.000 Einwohner und ist Hauptstadt der Region des Oblasts Pskov. Der deutsche Name der vom Juli 1941 bis zum Juli 1944 von der deutschen Wehrmacht besetzten Stadt ist Pleskau. Wenige Menschen konnten aus der Stadt fliehen. Währen der Besatzungszeit verloren etwa 300.000 Menschen ihr Leben. Die Verstorbenen waren sowohl Einwohner der Stadt als auch Kriegsgefangene als auch Bewohner der umliegenden Dörfer.

Es gab in Pskov auch ein Kriegsgefangenenlager, in dem viele Menschen starben. 40 Prozent der Bewohner von Pskov verloren ihr Leben. Wie zum Beispiel auch in Griechenland wurden die Aktivitäten der Widerstandsbewegung der Partisanen mit Grausamkeit durch die Wehrmacht geahndet. Nicht nur Menschen wurden ermordet, sondern auch Häuser niedergebrannt, ganze Dörfer dem Erdboden gleich gemacht. Gemäß Generalplan Ost konnte die Wehrmacht bedenkenlos plündern und vernichten. Die jüdischen Einwohner wurden zu Beginn des Jahren 1941 erschossen. Ab 1942 wurden etwa 11.000 Menschen als Zwangsarbeiter nach Deutschland verschleppt. Ab November 1941 erhielten die Bewohner der Stadt nur noch 33 Prozent der Nahrung und die Bauern mussten zwei Drittel ihrer Ernte abliefern. (Quelle: Wikipedia).

Diese Aneinanderreihung von Grausamkeiten zeigt, welcher Wahnsinn momentan in unserem Land entsteht. Nach soviel Grausamkeit gegenüber einem Volk darf sich ein Krieg gegen Russland und auch jegliche Art von militärischen Aktivitäten nicht wiederholen. Deutschland hat die Pflicht zur Diplomatie, wenn es sich auch nur einen Augenblick lang seiner Vergangenheit stellt.

Montag, den 27. Mai 2024:

4. Reisetag

Kilometer 12.114: Passieren der lettisch-estnischen Grenze um 9.30 Uhr in guter Verfassung.


Kilometer 12.134: Ankunft an der estnisch-russischen Grenze um 11.39 Uhr, wir verlassen den estnischen Grenzparkplatz und werden nun an der Grenzkontrolle Luhamaa warten müssen. Ein finnisches, ein lettisches, ein estnisches und ein deutsches (wir) Personenkraftfahrzeug schauen nun gebannt auf die noch roten Lichter, ein litauisches Fahrzeug konnte ganz schnell durch ein kurz auftretendes grünes Licht den Grenzposten passieren.

Parkplatz an der estnisch-russischen Grenze
Warten auf dem estnischen Grenzparkplatz


Wir mussten nun auf russischer Seite bis 14.55 Uhr warten, bis unsere Pässe von der russischen Seite mit einem Stempel versehen wurden. Jetzt fehlt nur noch die Zollkontrolle. Das freundliche Verhör beziehungsweise interessierte Gespräch mit zwei jungen Mitarbeitern des russischen FSB (Föderaler Sicherheitdienst) hat uns in mehrfacher Hinsicht bewegt.

Ein Regenbogen am russischen Grenzposten.


20.48 Uhr: alles geprüft, alles durchleuchtet, Papiere ausgefüllt, Kontrollen erfolgreich durchlaufen, wir dürfen fahren, sobald wir einen kleinen grünen Zettel erhalten.
21.02 Uhr: Wir erhalten den fehlenden grünen Zettel und dürfen endlich die Grenze überqueren. Wir sind in Russland. Der Liter Benzin kostet 0,55 Euro – das war das Erste, was meinen Mitfahrern auffiel.


Gelöste Stimmung, wir geben die Hoteladresse in das Handy ein – funktioniert, aber nur das von Iwana mit der russischen SIM-Card. 48 Minuten bis zum Hotel, sagt das Handy, Google Maps.

Selbstgemachtes Frühstück aus dem Kofferraum
Ein reichhaltiges Abendessen erwartete uns im Hotel.


An der Grenze waren wir nicht die einzigen Deutschen. Es gab noch Eltern mit Sohn und Schwiegertochter aus Gummersbach. Sie waren 25 Jahre in Deutschland, doch möchten wieder zurück nach Russland. Aussiedler also. Als Grund nannten sie das verschlechterte wirtschaftliche Klima. Ihre Baufirma mit 15 Mitarbeitern lohnte sich nicht mehr. Im Nordkaukasus, wohin sie jetzt umsiedeln werden, besitzt der Vater ein Grundstück, und sie werden dort neu anfangen. Als Imker haben sie ihr gesamtes Imkergerät mitgenommen. Die Bienen und den Honig mussten sie zurücklassen.

Samstag und Sonntag, den 25. und 26. Mai 2024:

Ausgangspunkt Kaunas – 11.654 Kilometer. 

In Kaunas regnete es stark, aber niemand schien dies negativ zu bewerten. Alle handelten so, als ob es nicht regnete, nur manche hatten einen Regenschirm.

Marion mit köstlichen Süßigkeiten

Marion fragte eine junge Frau, die an einem Süßwarenstand Dienst tat, nach einem typischen litauischen Restaurant. Diese verließ in Windeseile ihren Stand, das Bargeld zur Sicherheit in der rechten Hand, und führte uns zu einem authentischen Lokal mit litauischem Kolorit.

Dort erlebten wir Livemusik und typisches Essen aus Litauen! 

Die Fußgängerzone in Kaunas beeindruckt durch ihre Baumallee. Sie verbindet die Alt- und die Neustadt. Die historische Altstadt gefiel Klaus noch mehr als die Neustadt.

Litauen 

Litauen ist grün, und die Landschaft, durch die wir fuhren, war sowohl hügelig als auch flach – aber immer grün! Der Flieder blüht noch, wo er bei uns längst verblüht ist. Je weiter wir ins Land fahren, desto weniger LKWs. Noch viele Holzhäuser, aber auch kreative Architektur. Die neuen Ladenbauten sind galerieartig angeordnet. Es gibt noch viele Eigenmarken wie IKI (Supermarkt), Volfajjs Engelman (Brauerei), Motiejaus kepyklele (Café-Bistro), Hesburger(Burger) u.a.

Was die Menschen in Litauen anbelangt, so vermittelten sie mir ein Gefühl von außergewöhnlich großer Freiheit. Die jungen Frauen lieben Miniröcke und kleiden sich sehr freizügig. Sie sind stolz auf ihre Weiblichkeit. Viele der jungen Männer, die ich sah, waren schlank und gut gekleidet. Allerdings blieb mein Blick auf Kaunas beschränkt, wo es überdurchschnittlich viele – auch ausländische – Studierende gibt.

Am nächsten Morgen: Wir fahren Richtung Riga nach Lettland. 

Kilometer-Stand 11.809: Wir tanken kurz vor der litauischen Grenze 51,38 Liter Benzin.

Während der Fahrt durch Litauen zählen wir Störche. Es handelt sich im einzelnen um folgende Kategorien: fliegend, startend / landend, stolzwendend, stakend, im Nest stehend oder brütend, über die Wiese spazierend, äsend, Störche am Wasser stehend oder trinkend. Die Genehmigung der Storchsichtung erfolgte anschließend durch die Storchexpertin Iwana.

Kilometer 11.830: Wir sind in Lettland. Strahlendes Wetter. Die Bushäuschen unterscheiden sich markant von denen Litauens. Mit etwa 1,8 Millionen Einwohnern, davon viele russischsprachig, hat Lettland fast eine Million weniger Einwohner als Litauen.

Nicht nur in Thüringen, sondern auch in Lettland ist derzeit Wahlkampf angesagt.

11.980 Kilometer bei Ankunft in unserem Waldhotel LIGATNE immer noch in Lettland. 

Samstag, den 25. Mai 2024

2. Reisetag

Nach einer geruhsamen Nacht folgte ein gutes Frühstück. Wir fuhren in größter Stimmung los, obwohl uns ein überaus trauriges, selbst gewähltes Ziel bevorsteht: das Vernichtungslager Treblinka etwa 40 Kilometer von unserem Hotel entfernt. Kilometerstand bei Ankunft in Treblinka 11.320 km (Rest-Reichweite heute 60 Kilometer).

Etwa 900.000 Menschen verloren hier auf grausamste Art ihr Leben. Kaltblütig und berechnend wurde hier eine Maschinerie des Todes, des Raubs, der Verwertung und der Vernichtung umgesetzt. Überaus gründlich wurden später alle Spuren beseitigt. Wir sind dankbar, dass diese Gedenkstätte existiert.

Treblinka: Allein dieser Name und meine Augen füllen sich mit Tränen. Nun wird mein Herz auch schwer. Aber anders als bei meinem ersten Besuch in Auschwitz habe ich keine Angst mehr. Ich habe mich mit der Fülle der Grausamkeiten langjährig und intensiv beschäftigt. Immer wieder erfüllt es mich mit Mitgefühl, dass die Menschen, die an solchen Orten leben und deren Name mit diesem Ort verbunden ist, ihrem unverschuldeten Schicksal nicht entkommen können.

Nun sind wir auf dem Weg nach Kaunas, Litauen, einer weiteren Tagesetappe auf dem Weg zur estnisch-russischen Grenze.

11.509 Kilometer: Rast in Raczki;  Wasser bei Royal Max Kaiser gekauft. Pizzeria macht erst um 17 Uhr auf.

Kilometer 11.561 Grenzübergang nach Litauen hier ist es eine Stunde später, also eine Zeit wie in Griechenland. Hier gilt wieder der Euro. Wir sehen erst einmal fast nur Lkws und Tankstellen.

Heute erwartet uns die authentische Litauische Küche: Silvan freut sich auf das wohlverdiente Abendbrot.

11.572 Kilometer: Kalabarija – hier sehen wir Menschen auf der Straße und spielende Kinder.  11.654 Kilometer. Im Hotel in Kaunas angekommen um 18.44 Uhr.

Freitag, den 24. Mai 2024:

1. Reisetag

Start um ca. 9.00 Uhr, Verzögerung, weil Silvans Anhänger doch sehr, sehr groß und schwer war. Auftaktfotos gemacht.

Fahrt bis zum Ziel etwa 860 Kilometer: Route über Dresden – Görlitz – Breslau – Lodz – Warschau.

Erster Halt bei Chemnitz wegen menschlicher Bedürfnisse eine*r der Teilnehmer*innen, größtes Erlebnis dabei: keine Gebührenerhebung in den WCs und sie waren trotzdem sauber.

Ausgangskilometerstand: 10.420 Kilometer – Stand bei Raststätte: 10.546 Kilometer.

Besondere Vorkommnisse:  Marion schlief die ganze Zeit, weil sie in der Nacht zuvor kein Auge tutat. Besonders erfreulich: Lada lief und lief und sein Fahrer Klaus wurde nicht müde. Wir mussten einmal 48 Liter tanken. Der Benzinpreis in Polen ist nicht sehr viel niedriger als in Deutschland.

Panzertransport durch Polen

Ankunft im Hotel 19.30 Uhr. Hotel Kamiza in Brakiszuk. Wir waren fast die einzigen deutschen Gäste. Das Restaurant war noch nicht geöffnet. Das Essen war sehr gut und auch schön angerichtet, die Bedienung professionell und englischsprachig. Für Vegetarier gab es auch ein Gericht. Selbst der Salat war nicht vegetarisch. Viele junge Pol*innen waren zu Gast. Es gab eine Auswahl von polnischem und tschechischem Bier vom Fass. Kilometer-Stand bei Ankunft im Hotel: 11.273.

Pierogy zum Abendbrot
Auch Salat mit Hühnchen schmeckte.

Vor uns liegt eine weite Reise

Ein langgehegter Wunsch geht in Erfüllung: Eine Reise in ein Land voll unberührter Schönheit und faszinierender Geschichte. Wir sind auf dem Weg von Bad Sulza nach Ulaanbaatar und wollen in Russland und in der Mongolei alles sehen und erleben, was auf dem Weg liegt. Hier berichte ich von den Eindrücken, Erlebnissen und Erfahrungen unseres Abenteuers.

Entstanden ist die Idee während der Pandemie-Zeiten, die uns als Dienstleister fast vollständig ausgebremst hat. Klaus und ich konnten somit mehr Zeit mit Gesprächen verbringen und stellten überrascht fest, dass wir beide den Wunsch hatten, die Mongolei zu besuchen – ein Land voll unberührter Schönheit und faszinierender Geschichte. 

Die Mongolei hat uns fasziniert. Und so begannen wir, die Zeit zu nutzen, und vor allem Klaus hat zahlreiche Filme gesehen und Bücher gelesen, die die atemberaubenden Landschaften und die reiche Kultur näherbrachten. Die weiten Steppen, die majestätischen Berge und die glitzernden Seen – alles wirkt so unberührt und friedlich. Die Mongolen selbst, Nachfahren der großen Reiterkrieger unter Dschingis Khan, leben teilweise noch heute in Harmonie mit der Natur. Ihre Nomadenkultur, die Gastfreundschaft und der tief verwurzelte Schamanismus sind Dinge, die unser Interesse vermehrten. 

Wir beschlossen: Das machen wir! Wir unternehmen eine lange Reise von Bad Sulza nach Ulaanbaatar und wollen in Russland und in der Mongolei alles sehen und erleben, was auf dem Weg liegt.  

Das Auto ist nun gepackt. Ein Gefühl von Aufbruch und Freiheit erfüllt uns alle vier. Vor uns liegt eine weite Reise durch Polen und Russland bis hin zu unserem Traumziel. Die Straßen werden lang und manchmal beschwerlich sein, aber der Gedanke an die unendlichen Weiten der mongolischen Steppe und die faszinierenden Sehenswürdigkeiten, die wir sehen werden, treibt uns voran. 

Wir freuen uns auf die beeindruckenden Felszeichnungen in den Khorgo-Terkhiin Tsagaan Nuur Nationalpark, die Überreste der antiken Stadt Karakorum und die einzigartigen Klöster wie das Erdene Dsuu, das älteste buddhistische Kloster der Mongolei. Wir wollen das Leben der Nomaden kennenlernen, in ihren traditionellen Gers übernachten und vielleicht sogar an einem Schamanenritual teilnehmen. Die geheimnisvollen Gesänge und Tänze der Schamanen können die Geister der Ahnen und der Natur beschwören und uns vielleicht in eine andere Welt entführen. 

Ein letzter Blick in die vertraute Umgebung, ein tiefer Atemzug der frischen Morgenluft, und wir sind bereit. Wir machen uns auf den Weg in das Abenteuer, das vor uns liegt. Der Lada Niva steht bereit für die Reise. Die weite Welt ruft. 

Auf dem Weg werde ich Euch zusammen mit meinem Team in Deutschland Nachrichten übermitteln, um Euch ein wenig teilhaben zu lassen.

Eure Marion

Marion Schneider und ihre Begleiter brechen von Auerstedt auf eine Reise in die Mongolei auf.
Der Lada Niva steht bereit: Die Reise vom Schlosshof in Auerstedt kann endlich losgehen.