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Schweizer Präzision auf dem Lohn- und Arbeitsmarkt

Mitten im europäischen Dauerfinanzproblem gibt es ein kleines Land, das der Krise, dem Lohndumping und den  Austeritätsmaßnahmen ebenso trotzt wie es den ständig steigenden Sozialabgaben und fallenden Sozialleistungen die lange Nase zeigt.

Es geht also doch! Die Schweizer haben nicht nur die Uhr und Ricola erfunden, sondern auch einen Weg, wie man in Krisenzeiten vernünftige Löhne bezahlen kann, die Schere zwischen arm und reich klein hält und hinsichtlich einer ungleichen Lohnverteilung sogar gegensteuert.

„Die Schweizer“ sagen Sie jetzt. Ja, da kostet aber alles auch gleich viel mehr. Stimmt. Trotzdem ist die inländische Kaufkraft fast 40% höher als im Mittel der Nachbarländer, d.h. also, dass ein Schweizer gemessen an Lohn und Lebenshaltungskosten in der Schweiz sich fast 1,5 mal so viel leisten kann wie ein Deutscher im deutschen Lohn-/Lebenshaltungskosten-Verhältnis. Das ist doch ganz beachtlich.

Trotz Krise und dem sogenannten „Franken-Schock“ sind seit 2015 die Reallöhne in der Schweiz gestiegen, während  die ntv.de am 23. März 2018 für Deutschland feststellt: „Reallöhne fallen zurück“.[1] Der mittlere Bruttoarbeitslohn betrug 6503 Franken. Das lässt sich schon fast gar nicht mehr mit Ländern der EU vergleichen, wo man in Ländern wie Bulgarien und Griechenland glücklich ist, 300 Euro mit nach Hause zu bringen und in Deutschland das mittlere Einkommen bei knapp der Hälfte, nämlich 2017 bei 3084 Euro liegt.

Eine zuerst befürchtete Lohnkluft zwischen Mehr- und Geringverdienern hatte die Schweiz zwar befürchtet, allerdings trat sie nicht ein. Die Lohnverteilung ist stabil und hat sich seit 2008 sogar noch kontinuierlich verbessert.

Nur bei den unterschiedlichen Verdiensten zwischen Frauen und Männern müssen die Schweizer noch nachbessern. Aber dafür liegen auch schon die ersten Vorschläge auf dem Tisch: Arbeitgeber mit mehr als 100 Angestellten sollen demnächst Lohnanalysen machen, um diesem Problem zu Leibe zu rücken.

Und das ganze bei einer Arbeitslosenquote von derzeit rund 3,2%. Davon können wir träumen.

„Kein Wunder“, denken sie. „Die Banken“. Die Schweizer sind so reich wegen ihrer Banken. Aber,  London hat die doch auch, deshalb aber noch lange nicht einen Lohn- und Arbeitsmarkt erreichen können wie die Schweiz. Frankfurt ebenso. Daran kann es also nicht liegen.

Dabei haben wir alle in den 1950er Jahren mal so ungefähr auf gleichem Niveau angefangen. Was also können die Schweizer so viel besser als wir? Warum klappt es dort und warum nicht in der EU?

Ich glaube, dass es Zeit ist, nicht auf dem zu beharren, was in der Vergangenheit war. Goldman Sachs, IWF, EZB haben doch vielleicht nicht das Ei des Kolumbus entdeckt, wenn es darum geht, Krisen zu managen. Fragen wir doch mal die Schweizer!

Mehr zum Thema ist in einem Beitrag von n-tv.de nachzulesen. Dieser ist unter dem nachfolgenden Link abrufbar:

n-tv.de